

© Filipa César
02.11.2023 // 18:00 // Lichtbrücke
Zum Antritt ihrer Professur für Zeitbasierte Medien und Performance in der Fachgruppe Medienkunst an der HfG ist Filipa César zu Gast bei Archive Talks IV. César hat sich in ihrer künstlerischen Forschung und Praxis mehr als zehn Jahre lang mit den postkolonialen Filmarchiven in Guinea-Bissau beschäftigt.
Luta ca caba inda ist ein kreolischer Ausdruck und bedeutet "Der Kampf ist noch nicht vorbei". Dies ist auch der Titel eines unvollendeten Films im Filmarchiv von Guinea, der die Fertigstellung des Films, des Kampfes und schließlich auch ihres Projekts wie mit einem Fluch belegt. Sie eigneten sich den Titel und seinen Fluch für eine Reihe von Vorführungen und diskursiven Veranstaltungen an, die dazu dienten, die Inhalte des fragmentarischen Korpus zu kanalisieren und die darin enthaltenen Konflikte aufzuspüren. Mit "sie" sind hier die guineischen Filmemacher und das Publikum gemeint, die von der ersten Katalogisierung des Materials in Bissau über die Digitalisierung in Berlin bis hin zur Teilnahme an zahlreichen Vorführungen und Diskussionen an Dutzenden von Orten in den letzten vier Jahren eine Allianz bildeten. Luta ca caba inda hat sich als eine irrelevant-respektlose Kraft gezeigt, die sagt: Ich bin nicht von gestern.
César und die guineischen Filmemacher*innen wollen die Bilder der Bevölkerung zurückgeben, der sie gehören und an die sie gerichtet sind, und zwar in einem bescheidenen Prozess der Wiederherstellung der Bilder und ihrer Archivierung. Anstelle von kultureller Aneignung oder Vermarktung geht es ihnen um die Wiederbelebung der Archive, um den Aufbau eine Kine-Verwandtschaft, wie sie der guineische Revolutionär Amílcar Cabral im Sinne hatte, als er die Filme in Auftrag gab. Archive Talks lädt die HfG-Community ein, Filipa César willkommen zu heißen und darüber zu diskutieren, wie wir von der Vergangenheit lernen und verlernen können.