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© Mustafa Emin Büyükcoşkun

AUFBRUCH ist die Geschichte von 33 jungen Menschen, die von einer weiten Reise träumten und einen Weg einschlugen, der sie nicht zum Ziel führte. Auf ihrem Weg, im Schatten ihrer Erinnerungen und Ängste, ist dieser Film eine Übung darüber, wie und was man nach einer Katastrophe erzählen sollte, die nicht betrauert wurde; eine Reise parallel zu der ihren, Tagträume inmitten einer Kampfzone, in der Landschaftsaufnahmen Machtregime zerteilen. Im Sommer 2015 organisierte eine Gruppe von Jugendlichen aus der Westtürkei eine humanitäre Hilfsaktion, um beim Wiederaufbau der Stadt Kobane in Nordsyrien zu helfen, die nach der Verteidigung gegen die IS zerstört wurde. Ihre Reise war mehr als eine Hilfsaktion, sondern eine symbolische Brücke zwischen der türkischen und der kurdischen Gesellschaft während der noch laufenden Friedensverhandlungen. Ihre Reise endete in der Grenzstadt Suruç, jenseits von Kobane, wo ein IS-Kämpfer sich in die Luft jagte und 33 von ihnen tötete. Das Massaker von Suruç war kein Angriff auf die Bruderschaft zweier Menschen, sondern auch ein Signal für den kommenden Sturm, einen blutigen Aufruhr in der Türkei. AUFBRUCH konzentriert sich nicht auf dieses spezielle Ereignis, sondern auf die Moral und Motivation dieser Jugendlichen, an dieser Reise teilzunehmen. Was hat sie aus ihren bequemen Milieus bewegt? Wie haben sie sich entschieden zu gehen?

Das Projekt wird in vier Jahren als Teil eines groß angelegten Oral History- und Visual Memory-Projekts mit den Überlebenden und Zeugen des Massakers, aber auch den Angehörigen der Verlorenen realisiert. Mehr als hundertfünfzig Interviews wurden von einer kleinen Crew ohne Budget während der Ausgangssperre und des Ausnahmezustands geführt. Der Film ist eine Koproduktion zwischen der Türkei und Deutschland, in der Postproduktion und Schnitt realisiert wurden.

Mustafa Emin Büyükcoşkun wurde 1988 in Istanbul geboren und studierte an der Universität Bogazici Geschichte und Soziologie. Er realisierte dazwischen seinen zweiten Kurzfilm ‘Geranium’, der in Triest, Premier Plans, Montpellier, Istanbul Festivals und in vielen anderen Festivals gezeigt wurde. Als ehrenamtlicher Videograf bei humanitären Hilfsaktionen bereiste er Afrika, Asien, den Balkan und den Kaukasus. Als Kamera- und Regieassistent arbeitete er mit den Regisseuren Semih Kaplanoğlu, Zeki Demirkubuz, Aida Begic, Mahmut Fazıl Coşkun zusammen. Er drehte die Dokumentarserie „Von Gasthäusern zu den Wolkenkratzern“ für das türkische Nationalfernsehen. Mit den Schwerpunkten Archivpraxis und Medienarchäologie studiert er derzeit an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe Medienkunst, wo er mit Semih Gülen seinen ersten Spielfilm „Athlet“ entwickelt.

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