Warum hast Du dich für das Format Graphic Novel entschieden?
Ich bin die Graphic Novel angegangen wie eine Theaterinszenierung. Aber die Graphic Novel hat für mich den Vorteil, dass ich mich beliebig oft umentscheiden, alles über den Haufen werfen und von Null anfangen kann, wenn ich noch nicht zufrieden bin, ohne dabei Schauspieler, Lichttechniker oder Werkstätten zur Verzweiflung zu treiben. Dieselbe Geduld beweist das Papier dann auch beim Lesen des Comics, man kann vor- und zurückblättern, wie man will. Das gefällt mir.
Was interessiert dich an Peer Gynt von Henrik Ibsen? Wieso hast du das Gedicht als Vorlage für deine Graphic Novel gewählt?
Auf eine merkwürdig leichte Art werden in „Peer Gynt“ viele sehr große Fragen behandelt. Eine davon, die vielleicht größte, die alle anderen Fragen beinhaltet, lautet: Wer bin ich und was soll ich auf der Welt? Eine Frage, die vermutlich viele umtreibt und die nie veraltet. Zu einer so großen Frage einen ganz eigenen Text zu verfassen, erschien mir fast anmaßend und außerdem überflüssig, wenn es einen so vielschichtigen und großartigen Text bereits gibt. Was ich aber legitim finde, ist eine Interpretation zu diesem Werk beizusteuern.
Inwiefern ist die Graphic Novel eine Rauminszenierung?
Eine Graphic Novel kann, wie viele Bücher, natürlich als Objekt eine Art Raum sein, der dramaturgisch gestaltet wird. Allein die Blattaufteilung und anschließend die Reihung dieser Blätter ist ja „Raumgestaltung“, wenn auch zweidimensional. Allerdings liegt bei meinem „Peer Gynt“ der Fokus nicht so sehr auf dieser Art Rauminszenierung. Ich habe mich mehr über die Möglichkeit gefreut, „unmögliche“ Räume darstellen zu können.
Clara Bosch studiert Szenografie. Ihre Arbeiten thematisieren häufig das Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft, zunehmend mit zeichnerischen Mitteln.