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Foto: Eugénie Zuccarelli

Die Idee zu einem gemeinsamen Projekt zwischen Studierenden der HfG Karlsruhe und dem EnsAD Paris entstand aus einem Gefühl der gegenseitigen Neugierde. Während eines Praktikums im Pariser Atelier des EnsAD-Professors Laurent Ungerer traf die HfG-Studentin Nina Overkott zahlreiche Studierende, die sich dafür interessierten, wie es ist, Grafikdesign in Deutschland zu studieren. Dies spiegelte sich in Gesprächen, die sie an der HfG Karlsruhe mit am französischen Bildungssystem interessierten Studierenden führte. Daraus entstand mit Unterstützung von Prof. Rebecca Stephany an der HfG Karlsruhe die Idee, eine bilaterale Gruppe von Studierenden zu bilden und an einem Format zu arbeiten, das eine Brücke zwischen den beiden Hochschulen schlagen würde.

Nina und die EnsAD-Studierenden Eliot Nasrallah, Camille Boubals und Paul Judic waren die ersten, die im April 2018 mit dem Entwurf des Projekts begannen. Wir wollten so viele Studierende wie möglich teilnehmen lassen, aber wir wussten, dass eine Gruppe von mehreren Studierenden gleichzeitig nicht in die kleinen Klassensysteme beider Hochschulen passen würde. Es war auch wichtig, das Projekt so eigenverantwortlich und kostengünstig wie möglich zu gestalten.
Bei Abendessen und Wein haben wir uns das Konzept eines einzigartigen Austauschprogramms ausgedacht: eine Reihe von einwöchigen umfassenden Residencies, die sich zwischen Frankreich und Deutschland hin und her bewegen, abgerundet durch eine Wiedersehen an einem Wochenendtreffen am Ende des Semesters. Auch wenn immer nur ein Studierender auf einmal reist, treffen sie wieder auf die Personen, die bereits ihre Hochschule besucht haben und lernen die kennen, die noch kommen werden, was eine Gruppendynamik unter den Austauschstudierenden schafft. Camille und Paul mussten gehen, aber bald wurde unser Team durch den HfG-Studenten Moritz Schottmüller und die EnsAD-Studentin Eugénie Zuccarelli ergänzt. Dank der Unterstützung von Melanie Schillo des International Office der HfG Karlsruhe konnten wir die Ausgaben für die HfG-Studierenden durch Mittel des DAAD decken. Ab dann arbeiteten wir als Team, um diesen Austausch zu ermöglichen.

"Eine Woche/ Une Semaine"

Wir dachten an ein gemeinsames Projekt, an dem alle TeilnehmerInnen als Basis ihrer Mini-Residency arbeiten und die am Ende als grafische Dokumentation des Austauschs zusammengefasst werden sollte. Jeder Studierende musste sieben Seiten über die Erfahrungen in der Gast-Hochschule erstellen und dabei die vor Ort verfügbaren Ressourcen nutzen. Damit alle frei experimentieren konnten, haben wir als einzige Regel das Format 24 x 28 cm und das Thema "Eine Woche/ Une Semaine" aufgestellt. Wir waren sehr neugierig, die Ergebnisse als Interpretation der Erfahrungen aller zu sehen.
Der Austausch fand über einen Zeitraum von 14 Wochen zwischen Oktober und Februar 2018 statt. Zu Beginn jeder Woche reiste ein Studierender zur Partner-Hochschule und verbrachte dort eine Woche. Jede Person wurde vom vorherigen Reisenden untergebracht und beherbergt nach der Rückkehr den folgenden bei sich. Auf diese Weise funktionierte der Austausch eher als Staffellauf statt als Partnerschaft und ermöglichte es, die Gruppe Schritt für Schritt zu bilden. In der ersten Woche reiste Moritz nach Paris, wo er von Eliot aufgenommen wurde, und besuchte Kurse am EnsAD. Die zweite Austauschstudentin war Eugénie, die von Moritz beherbergt wurde und an der HfG Karlsruhe teilnahm - und so weiter!

Im Laufe des Austauschs lernten wir uns immer mehr kennen, sei es beim Besuch an der Partnerhochschule oder an unserer eigenen Hochschule. Allerdings hatten wir nie die Möglichkeit, uns als ganze Gruppe zu treffen, weshalb wir am Ende des Programms ein Wochenende zum Wiedersehen geplant hatten. Das Wochenende sollte dazu genutzt werden, 20 Exemplare unserer gemeinsamen Publikation zu gestalten und produzieren, die aus unseren einzelnen siebenseitigen Projekten besteht.

Mit zwei Autos voller Buchbindematerial, Essen für drei Tage und allen siebenseitigen Projekten verließen wir an einem Freitagnachmittag unsere jeweiligen Städte. Der Treffpunkt war eine alte Schraubenfabrik in der Nähe von Verdun, wo wir eine Unterkunft und Arbeitsräume für alle vierzehn von uns fanden und das Wochenende mit einem gemeinsamen Abendessen begannen. Wie der Rest des Austausches war auch die Organisation des Wochenendes auf die Unterstützung aller angewiesen. So wurde beispielsweise jede Mahlzeit von einem Team von zwei oder drei Studierenden zubereitet und von allen geteilt. Am nächsten Tag begann jeder von uns, das handgefertigte Cover für das eigene Exemplar der Publikation zu entwerfen. Das Cover konnte frei gestaltet werden, die einzigen Regeln waren: verwendet nur Elemente der sieben Seiten anderer und das zweisprachige Kolophon, welches das Projekt beschreibt. Natürlich haben wir nicht vergessen, den Samstag mit einer kleinen Party abzuschließen.

Am Sonntag, etwas später als geplant, war es an der Zeit, alle Seiten in 20 Exemplare der endgültigen Publikation aufzuteilen, eine für jede und jeden von uns und zwei für jede Hochschule. Am Nachmittag wurden alle Kopien handgebunden. Diejenigen mit mehr Erfahrung im Buchbinden könnten ihr Wissen an die jüngeren Studierenden weitergeben. Nachdem die Cover ausgeschnitten und am Buchrücken befestigt waren, lagen die 20 Publikationen endlich vor uns. Am Montagmorgen trennten wir uns, jedoch nicht ohne ein letztes Gruppenfoto und das Versprechen, uns bald wiederzusehen.

herausfordernd, bereichernd, lustig

Das war‘s. Es war eine sehr schöne Erfahrung, wir haben Freunde gefunden, wir hatten Spaß. Wir hoffen, dass diese Freundschaften bestehen bleiben und der Ausgangspunkt für einen kreativen Austausch zwischen zwei interessanten Hochschulen sind. Wie herausfordernd auch immer, solche Initiativen sind die Mühe wert und wenn du jemals darüber nachgedacht hast, etwas Ähnliches zu tun, zögere nicht. Das Stöbern durch "Eine Woche/ Une Semaine" macht uns mehr als glücklich und wir wollten allen TeilnehmerInnen für ihre Motivation, Begeisterung und Hilfe danken, die diesen Austausch zu einer bereichernden Erfahrung für uns alle gemacht haben.



Eindrücke der Publikation

YAW
Mikro-Austausch Paris-Karlsruhe + Workshop-Wochenende, initiiert von Studierenden des Fachbereichs Kommunikationsdesign der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und des École Nationale Supérieure des Arts Décoratifs (EnsAD) Paris. Mit Unterstützung von Laurent Ungerer & Rebecca Stephany.

http://yaw.superhi.com

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