Fabian Schmid entwickelt für seine Diplomarbeit an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe ein ausgeklügeltes digitales Produktionssystem für Keramikobjekte. Über ein Jahr lang arbeitete er an der Konstruktion eines geeigneten 3D-Druckers sowie an der digitalen Gestaltung der Produkte. Innovativ ist nicht nur Fabian Schmids Diplomprojekt, sondern auch dessen Präsentation. Seine Prüfung findet am 7. Juni ab 16 Uhr auf der Eunique, der Internationalen Messe für Angewandte Kunst & Design Karlsruhe, statt. Sein Projekt präsentiert er dort an einem gemeinsamen Stand von HfG Karlsruhe, HsKA und Majolika.

Wenn man Fabian Schmids Atelier in der Keramikmanufaktur Majolika in Karlsruhe betritt, wird man von einem summenden Geräusch begrüßt. Es stammt von dem 3D-Drucker, den der HfG-Student selbst konstruiert und gebaut hat, um Keramikobjekte in Serie zu drucken. Der Drucker läuft dauerhaft und kann online aus der Ferne gesteuert werden. Er wird sogar videoüberwacht, so dass Fehler direkt behoben werden können. Ist ein Objekt fertig, bewegt sich das Band, auf dem es steht – und ein neues kann produziert werden.

Die Idee seiner Diplomarbeit, Designobjekte mithilfe eines Keramik 3D-Druckers zu produzieren, entstand aus einem Kooperationsprojekt der HfG Karlsruhe mit der Keramikmanufaktur Majolika. Im Gegensatz zu anderen Kursteilnehmern entwarf er seine Entwürfe am PC. Der Leiter der Majolika hat sich das angeschaut und war sofort begeistert. Er erkannte das Potenzial, das die Digitalisierung für den Keramikbereich bereithält.

Die ersten Versuche führte Schmid mit einem einfachen Consumer 3D-Drucker durch. Nach Abschluss dieser Testreihe drohte das Projekt zu scheitern, da die Maschine zahlreiche technische Probleme aufwies und das Ergebnis sowohl qualitativ als auch wirtschaftlich nicht zufriedenstellend war. Der Durchbruch gelang Schmid erst, als er die Konsistenz des Tons so veränderte, dass sie der Drucker gut verarbeiten konnte. Um ein ideales Ergebnis zu erzielen, hat Fabian Schmid wesentliche Teile des Druckers neu konstruiert und in den Werkstätten der HfG Karlsruhe produziert. Das fertige Bauteil von der Druckplattform zu nehmen, war besonders zeitintensiv, und der Produktdesigner entschied sich, in Kooperation mit der Hochschule Karlsruhe – Technik und Wirtschaft (HsKA) ein Förderband anstelle der Druckplattform einzubauen. Dies brachte den entscheidenden Vorteil, da nun ein 24-Stunden Betrieb möglich war. Fortan konnte sich Schmid wieder auf seine Kernprofession, den gestalterischen Entwurf, konzentrieren.

Hierbei orientierte er sich an den Wünschen der Geschäftsführung der Majolika, die einen Gegensatz zur hochpreisigen, schwer verkäuflichen Keramikkunst suchte. Der HfG-Student entschied sich, für seine Diplomarbeit eine Vasenserie zu entwickeln, die die Charakteristiken des 3D-Druckes in sich vereint und gleichzeitig mit keinem anderen Verfahren hergestellt werden kann; so entstand die Serie „Skin“. Dabei wurden nach dem Druck Teile der Außenhülle entfernt und so die feingliedrige Struktur des Druckes freigelegt. Durch die Kombination von Technik und Handarbeit bleibt der Manufakturcharakter erhalten, und es entstehen einzigartige Objekte.

Um eine zusätzliche Facette des 3D-Druckes darzustellen, entwickelte Schmid die Vasen-Serie „Surface“. Bei ihr war es ihm wichtig, dass die von ihm entwickelte Maschine eine individuelle Serienfertigung ermöglichte. Schmid wollte dem bisher in der Industrie negativ konnotierten Begriff der Serienfertigung eine gänzlich neue Bedeutung geben. Dazu entwickelte er ein Programm, das eigenständig verschiedene Oberflächenformen generiert und diese auf eine Grundform projiziert. Mit dieser Methode können auf einfache Weise individualisierte Produkte entstehen.

In seinem Produktdesign-Studium an der HfG Karlsruhe hat sich Fabian Schmid auf die digitale Entwicklung von Produkten und deren Produktion spezialisiert. Dabei stand für ihn immer im Vordergrund, Produkte zu entwickeln, die die charakteristischen Eigenschaften des jeweiligen digitalen Verfahrens widerspiegeln. Besonders reizte ihn die Verknüpfung von traditionellen handwerklichen Prozessen mit den Techniken des 21. Jahrhunderts; nicht um Althergebrachtes zu ersetzen, sondern um Neues zu schaffen.

Nach der Prüfung ist seine Diplomarbeit beendet, das Projekt Keramik 3D-Druck jedoch noch lange nicht. Es werden gerade Fördermittel beantragt und Investoren gesucht, um das Projekt zu erweitern und zu vergrößern.

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