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© Huiyeon Yun, Nicolas Poirot, Emre Kizildelioglu, Jesse Schmeller

Lecture Einschnitte in die Immersion
Marita Tatari
23.01.2023, 18:00, Lichtbrücke

Die Welt steht uns nicht mehr gegenüber, die Zukunft ist nicht mehr unsere Projektion. Die Krisen der Gegenwart, die koloniale Gewalt des westlichen Universalitätsanspruchs, die Klimakatastrophe und die Entwicklung der Technologie haben gezeigt: Kein kollektives Selbstbewusstsein kann das Ganze der Wirklichkeit als Geschichte ausmachen. Die Zeiten der Hegemonie des Subjekts sind vorbei. Es gibt kein Ganzes, das die Teiltätigkeiten umfasst, sondern: jedes Teil ist unendlich mehr als das Ganze. Die Technologie manifestiert sich als dieser Selbstüberschuss. Wir sind in ihr eingebettet. Das Anliegen eines Gemeinsamen, das die Sache der Kunst (wie auch der Philosophie und der Politik) gewesen ist, muss neu gedacht werden. Unter den Bedingungen digitaler Immersion in prozessualen Netzwerken ohne Anfang und Ende gilt es, den Ort einer unbestimmbaren Anrede zu öffnen. Die Ansprache eines Wir, das uns entgeht und uns verfremdet, während wir es trotzdem mit-sind: Einschnitte in die Immersion genau dort, wo die Technologie zur Welt wird.

Marita Tatari vertritt die Professur Philosophische Ästhetik an der HfbK Braunschweig. Ihre Forschungsgebiete sind Ästhetik und Kunsttheorie, Epistemologie der Performance, sowie Medienphilosophie. Sie wurde an der Universität Marc Bloch in Straßburg bei Jean-Luc Nancy promoviert und hat sich an der Ruhr Universität Bochum in der Theaterwissenschaft habilitiert. Zu ihren Publikationen gehören unter anderem: Kunstwerk als Handlung – Transformationen von Ausstellung und Teilnahme, Fink 2017, Cum – Weiterdenken mit Jean-Luc Nancy (Hrsg. mit Susanna Lindberg und Artemy Magun), diaphanes 2023, Orte des Unermesslichen – Theater nach der Geschichtsteleologie (Hrsg.), diaphanes 2014, Heidegger et Rilke – Interprétation et partage de la poésie, L’Harmattan 2013, Ästhetische Universalität – Vom fortbestehenden Wir, Metzler (in Vorbereitung).

Am Dienstag, 24. Januar, 14-17 Uhr, findet ein Workshop mit Marita Tatari & Constanze Fischbeck statt, der für alle Studierenden der HfG offen ist. Bitte dafür bis Freitag, 20. Januar anmelden: Die Veranstaltung ist Teil des Seminars Scenography in the present - künstlerische Strategien für performative Raumentwürfe, organisiert von Prof. Constanze Fischbeck und Ebba Fransén Waldhör, im Rahmen des 30-jährigen Jubiläums der HfG.

Nächste Termine:

6.02 / 18.00 Uhr / Lecture: Choy Ka Fai. 7.02 / 14-17 Uhr / Workshop: Choy Ka Fai

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