aspect-ratio 10x9 Frédérique Aït-Touati, Alexandra Arènes, Axelle Gérgoire, "The Soil Map", detail, Terra Forma, manuel de cartographies potentielles, 2019

Frédérique Aït-Touati, Alexandra Arènes, Axelle Gérgoire, "The Soil Map", detail, Terra Forma, manuel de cartographies potentielles, 2019 (© the artists)

Mittlerweile wissen alle, dass unsere kollektiven Lebensbedingungen existenziell bedroht sind, aber nur sehr wenige Menschen wissen, wie sie mit dieser neuen kritischen - CRITICAL- Situation umgehen sollen.

Es ist sehr merkwürdig, aber die BürgerInnen vieler Industrieländer sind desorientiert. Es ist, als ob sie gebeten würden, auf einem neuen Territorium zu landen, einer Erde, die sie lange ignoriert haben, dass sie auf ihre Aktion reagiert hatten. Die Hypothese, die wir vorschlagen möchten, lautet, dass der beste Weg, diese neue Erde abzubilden, darin besteht, sie als ein Netzwerk von CRITICAL ZONES zu betrachten, die eine dünne, einige Kilometer dicke Haut bilden, die über Äonen hinweg von Lebensformen erzeugt wurde. Diese Lebensformen hatten die ursprüngliche Geologie der Erde vollständig verändert, bevor die Menschheit sie in den letzten Jahrhunderten erneut veränderte.

Im Laufe der Jahre haben Wissenschaftler mehrere OBSERVATORIES installiert, um diese CRITICAL ZONES zu untersuchen, und uns die komplexe Zusammensetzung und extreme Zerbrechlichkeit dieser dünnen Schicht bewusst gemacht, in der alle Lebensformen, einschließlich des Menschen, zusammenleben müssen. Sie haben die Geowissenschaften auf tausendfache Weise erneuert, und zwar so, wie es Alexander von Humboldt gebilligt hätte. Zunehmend erkennen WissenschaftlerInnen, KünstlerInnen, AktivistInnen, PolitikerInnen und BürgerInnen, dass die Gesellschaft nicht nur auf die Menschheit ausgerichtet ist, sondern wieder erdig - EARTHLY - werden muss, wenn sie landen will, ohne zusammenzustoßen. Das moderne Projekt war im Flug, ohne Rücksicht auf die Grenzen des Planeten. Plötzlich gibt es eine allgemeine Bewegung in Richtung Boden und eine neue Aufmerksamkeit für die Art und Weise, wie Menschen darin leben könnten. Bei POLITICS geht es nicht mehr nur darum, dass Menschen Entscheidungen allein und für sich selbst treffen, sondern es ist ein immens komplexeres Unterfangen geworden. Neue Formen der Staatsbürgerschaft und neue Arten der Aufmerksamkeit und Pflege für Lebensformen sind erforderlich, um eine gemeinsame Grundlage zu schaffen.

Das ZKM setzt damit das umfassende Engagement und die umfassende Zusammenarbeit mit lokalen Gemeinschaften und Institutionen fort, die während der Open Codes-Ausstellung (2017–2019) beschritten wurde, und eröffnet einen Raum für gemeinsame Aktionen und Diskussionen, um die Welt, in der wir leben, neu zu gestalten: über einen Zeitraum von fünf Jahren Monaten zeigt ZKM eine Ausstellung, die als Modell konzipiert wurde, um die räumliche Neuheit dieses neuen Landes sowie die Verschiedenartigkeit der Beziehungen zwischen den darin lebenden Lebensformen zu simulieren. Es wird als OBSERVATORY OF CRITICAL ZONES dienen, damit sich die BesucherInnen mit der neuen Situation vertraut machen können. Diese besondere Kombination aus Gedankenexperiment und Ausstellung haben Peter Weibel und Bruno Latour in ihrer bisherigen Zusammenarbeit am ZKM entwickelt. Iconoclash im Jahr 2002, Making Things Public im Jahr 2005 und Reset Modernity! 2016 bilden sie die drei ehemaligen “thought exhibitions” (Gedankenausstellungen), die aus ihrer nunmehr zwanzigjährigen intensiven Arbeitsbeziehung hervorgegangen sind.

KuratorInnen:
Bruno Latour, Peter Weibel, Martin Guinard, Bettina Korintenberg

Kuratorisches Team:
Alexandra Arènes, Jérôme Gaillardet, Joseph Koerner, Daria Mille Critical Zones Study Group at Karlsruhe University of Arts and Design (HfG)

Organisation / Institution:
ZKM | Zentrum für Kunst und Medien

Kooperationspartner:
Karlsruher Hochschule für Gestaltung (HfG), Staatliches Naturkundemuseum Karlsruhe, Hydrogeochemisches Umweltobservatorium: Wassereinzugsgebiet Strengbach

ZKM | Zentrum für Kunst und Medien Karlsruhe
Lorenzstr. 19
76135 Karlsruhe
https://zkm.de/de/ausstellung/2020/05/critical-zones

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