aspect-ratio 10x9 Grafik: Anna Cairns, Sascia Reibel, Lino Santo

Grafik: Anna Cairns, Sascia Reibel, Lino Santo

CLEMENS JAHN
Das Praktische und das Analytische, das „Machen“ und das „Denken“, werden an der HfG Karlsruhe Hand in Hand gelehrt und praktiziert. Um neue Dinge erschaffen zu können, hilft es, die vorhandenen Dinge zu verstehen. Um sie besser verstehen zu können, hilft es zu wissen, wie sie gemacht werden und welche Bedeutung ihnen sozial, historisch, epistemologisch usw. zuwächst. Wie können Theorie und künstlerisch-gestalterische Praxis einander dabei ergänzen, den immer komplexer werdenden Dingen auf den Grund zu gehen?

VOLKER ALBUS
Das Problem, das ich in unserem unmittelbaren Zusammenhang sehe, ist, dass Designtheorie an der HfG im Grunde nicht fest verankert ist. Alle, die hier im Bereich Kunstwissenschaft, Kunstgeschichte, Medientheorie und Medienphilosophie gelehrt haben, waren eindeutig auf eine andere Richtung fokussiert. Das Thema Designtheorie war – mit Ausnahme von Herrn Hornuff – bislang eher unterrepräsentiert. Wenn wir aber begreifen, wie wir essen, hören, arbeiten usw., fällt es uns leichter, Veränderungen zu verstehen. Dieses Wissen theoretisch zu grundieren, wäre sehr wichtig. Das hatten wir an der HfG bislang leider nicht und es gab dadurch keinen intensiven Austausch zwischen den Theorie- und Designfachbereichen.

DANIEL HORNUFF
Ein Problem liegt mit Sicherheit im bisherigen Parallelflug der Fachbereiche, die sich zwar vielleicht im gleichen Luftraum bewegen, aber sich noch nicht durchkreuzen und gemeinsame Projekte angehen. Es liegt aber auch ein Problem in der akademischen Kunstgeschichte selbst, die sich in einer völlig unerklärlichen Weise irgendwann nur noch auf Kunst beschränkt und somit genau das verkannt hat, was in ihrem Frühstadium Usus war, nämlich über alle gestalteten Gegenstände nachzudenken – denken Sie nur an Alois Riegl und seine Analysen alltäglicher Objekte.

Im Ursprung ist die Kunstgeschichte eigentlich eine Designgeschichte, eine Designtheorie im umfassenden Sinne, bei der alle gestalteten Gegenstände – seien sie aus einer künstlerischen oder aus einer Alltagsprovenienz – mit der gleichen Ernsthaftigkeit untersucht werden. Insofern sehe ich das eigentlich nicht als Abkehr von der Kunstgeschichte, sondern als ihr Ernstnehmen, um jetzt eben auch über designtheoretische Fragen nachdenken zu können. Tatsächlich biete ich seit einiger Zeit im Theorie-Fachbereich dezidiert designtheoretische Themen an und ziehe damit die Produkt- und KommunikationsdesignerInnen an. Die kommen jetzt auf einmal in die Theoriesitzungen, was ein tolles Erlebnis ist und einen sehr konkreten Eindruck von gelebter Interdisziplinarität vermittelt.

„Es liegt aber auch ein Problem in der akademischen Kunstgeschichte selbst, die sich in einer völlig unerklärlichen Weise irgendwann nur noch auf Kunst beschränkt und somit genau das verkannt hat, was in ihrem Frühstadium Usus war, nämlich über alle gestalteten Gegenstände nachzudenken.“ – Daniel Hornuff

CJ
Für die DesignerInnen ist es also sehr interessant, sich zusätzlich ein analytisches Wissen anzueignen, das dabei hilft, die Dinge zu verstehen. Wie ist es denn andersrum? Gibt es bei den TheoretikerInnen auch ein Bestreben, sich ein praktisches Wissen anzueignen?

VA
Es scheint eher so, dass die PraktikerInnen zu den Theorieseminaren gehen. Die TheoretikerInnen kommen seltener zu uns. Dabei wären für uns mehr BesucherInnen aus der Theorie von großem Interesse. Wenn ich gefragt werde, „Was bestimmt das Neue?“, sage ich immer: zum einen ist es die technologische Entwicklung und zum anderen natürlich auch unsere sich verändernden Verhaltensmuster. Im Moment verändern sich diese ganz gravierend. Wir befinden uns inmitten eines extremen Paradigmenwechsels, was wir in den Projekten, die wir anbieten, versuchen, zum Ausdruck zu bringen. Aktuell biete ich ein Seminar mit dem Titel Eat Wear an, bei dem es um unsere „Ausrüstung“ für das Essen geht, also zum Beispiel das Essen unterwegs – neudeutsch „to go“ – oder das Essen, das parallel zum Arbeiten oder Spielen mit Handy oder Computer stattfindet.

In diesem Zusammenhang habe ich unter anderem beobachtet, dass das Essen mit Stäbchen absolut kongenial ist, da man mit ihnen einhändig essen kann und so immer eine Hand frei hat, um eine Tastatur zu bedienen. Das können wir hier in unserem Kulturkreis so nicht, da wir immer zwei Besteckteile haben. Oder: Früher war das Essen an sich die Hauptsache. Wenn aber meine Kinder heute essen, ist ihre Handlung auf das Handy zentriert und nicht auf das Essen. Ich halte es für elemetar, ein solches Thema zu reflektieren. Gerade deshalb ist mir auch Theorie so wichtig: dass man beispielsweise Norbert Elias und dessen Ausführungen zur Besteckkultur liest.

„Wenn ich gefragt werde, „Was bestimmt das Neue?“, sage ich immer: zum einen ist es die technologische Entwicklung und zum anderen natürlich auch unsere sich verändernden Verhaltensmuster. Im Moment verändern sich diese ganz gravierend.“ – Volker Albus

CJ
Das heißt, die Theorie kann uns insbesondere auch bei der kritischen Auseinandersetzung damit helfen, wie wir neue Technologien verwenden und wie viel Aufmerksamkeit wir ihnen schenken?

VA
Sie werden bei uns nie ein Projekt wie „zeichnen Sie einen Bürostuhl“ oder „ein Auto mit Heckspoiler“ finden. Ein für uns typisches Thema lautet beispielsweise „Schlafen im Büro“: etwas, das früher vollkommen tabu war. Dabei handelt es sich um eine reine Konvention, denn in China schlafen alle mittags und dort ist es ist völlig ok.

Gleichzeitig kann man sich nicht ohne Weiteres eine Matratze ins Büro stellen. Wie bekomme ich also etwas situativ an den Arbeitsplatz, was mit dem Ort korrespondiert, es mir aber ermöglicht, für zehn Minuten zu schlafen? Das ist eine Designaufgabe. Es geht um Verhaltensmuster, Technologien, veränderte Konventionen und Einflüsse von außen usw. Ich sage immer: Wir sind Moderatoren, die es schaffen müssen, diese Elemente zu verbinden. Dabei wäre es natürlich ideal, eine Korrespondenz mit einem designtheoretischen Bereich zu haben.

CJ
Man darf natürlich auch nicht vergessen, dass es an der HfG in der Kunstwissenschaft und Medienphilosophie Leute gibt, die mit einem reinen Theoriefokus studieren und deren Interessensschwerpunkt nicht primär auf Designtheorie oder einer Phänomenologie der Dinge liegt.

VA
Es würde mir schwerfallen zu sagen, „das oder den brauchen wir jetzt nicht mehr“. Ich würde eher sagen, unser System des Projektstudiums würde sich dazu eignen, dass wir die eine oder andere zusätzliche Baustelle noch eröffnen.

DH
Was Herr Albus beschreibt, erscheint mir als die permanente Entwicklung neuer Kulturtechniken. Indem sich die Dinge verändern, verändern sich die Kulturtechniken und es entstehen neue Bedürfnisse, mit den Dingen umzugehen. Insofern würde ich ebenso wie Herr Albus keine Verlustgeschichte des Essens erzählen wollen. Vielmehr ist etwas im Wandel: eine Kulturtechnik, die vor Jahren noch gar nicht bekannt gewesen ist, kommt hinzu. Dabei ist uns Lehrenden eine jüngere Generation vielleicht schon voraus und hat bereits Fertigkeiten entwickelt, die uns intuitiv so noch nicht zugänglich sind.

Eine Designtheorie – das finde ich das Spannende dieses Ansatzes – ist eben keine eigenständige Theorie, sondern vielmehr ein Zusammenziehen schon bestehender Ansätze und Theorien: Medienanalyse, Medientheorie, Soziologie, Kulturgeschichte, Ästhetik und Philosophie. All dies spielt in designtheoretische Ansätze hinein, und nicht zuletzt waren es eben die DesignpraktikerInnen, die überhaupt erst einmal angefangen haben, über die Entwicklung von Alltagsgegenständen in einer theoretischen Weise nachzudenken. Und deswegen liegt in der Konzeption sowohl von Theorie als auch von Produktdesign an einer Kunsthochschule dieses theoretische Bedürfnis bereits begründet. Man müsste es nur noch in eine institutionelle Struktur überführen.

„Indem sich die Dinge verändern, verändern sich die Kulturtechniken und es entstehen neue Bedürfnisse, mit den Dingen umzugehen.“ – Daniel Hornuff

VA
An der HfG bilden wir die Leute ja nicht auf ein bestimmtes Berufsbild hin aus. Das ist ein Konzept, das Fachhochschulen verfolgen. Uns geht es darum, dass wir uns hier in einer Konstellation von etwa 30 bis 40 Leuten zusammenfinden und Entwicklungen in der Gesellschaft beobachten, analysieren und reflektieren. Wir versuchen, daraus bestimmte Konsequenzen zu ziehen, und entwickeln Vorschläge, die vielleicht in fünf bis zehn Jahren zum Tragen kommen.

Vor zwei Jahren kam eine Automobilfirma auf uns zu und sagte, sie möchte gerne ein Projekt mit uns machen. Sie hätten unglaubliche Technologien und wüssten praktisch nicht, was sie damit machen sollten. Ich antwortete, dass es verkehrt sei, dass sie zu mir kämen. Sie müssten in einen Kindergarten oder zu Zehnjährigen gehen, denn nur die ganz Jungen werden ihnen Dinge sagen, die sie auf einen bestimmten Weg führen können. Aber nicht ich mit Ende 60 und die Mitte 30-jährigen möglicherweise auch nicht.

Ich habe das in meinem LED-Seminar LED it move gesehen: Dort waren viele Studierende dabei, die wirklich in klassischen Kategorien dachten und beispielsweise eine Stehlampe entwarfen, bei der lediglich anstatt einer Glühbirne eine LED Birne eingesetzt wurde. Dabei sind wir durch LED-Technologie in der Lage, Beleuchtung völlig neu zu denken, nicht nur in puncto Maßstab, sondern auch, was die Platzierung betrifft. Normalerweise hängt eine Lampe an der Decke oder steht auf dem Tisch. Die neuen LEDs kann ich jedoch in der Tasche tragen und überall einsetzen. Das muss ich natürlich auch auf eine bestimmte Form und Handhabung übertragen. Und genau darum geht es bei uns.

CJ
Im Design erschließen sich bestimmte Möglichkeitsräume und Perspektiven erst bei der Arbeit in einem Studio, in einer Firma oder auch in der Selbständigkeit im Rahmen von Projekten mit einer gewissen Größenordnung und Komplexität. Etwas einmal gemacht zu haben, ein bestimmtes Produkt einmal komplett von A bis Z hergestellt und vollendet zu haben, verleiht eine ganz andere Form von Arbeitserfahrung, als alles, was sich im Bereich des „Als-Ob“ der Hochschule abspielt. Wie ist das bei den TheoretikerInnen? Lässt sich eine solche Beobachtung auf die Theoriearbeit übertragen? Ist das etwas, wo die TheoretikerInnen möglicherweise etwas von den DesignerInnen lernen können, wenn es darum geht, ein Projekt von A bis Z zu realisieren?

DH
Unbedingt. Und ich würde sogar noch weiter gehen und behaupten, dass die theoretische Arbeit selbst eine gestalterische, eine designerische, wenn nicht sogar eine produktdesignerische Tätigkeit darstellt. Wir haben lediglich andere Mittel – ein anderes Medium – als die klassischen Produktdesigner zur Verfügung. Aber wir gestalten auch unsere Thesen und Theorien. Das sind hochgestalterische Tätigkeiten. Auch wenn das viele WissenschaftlerInnen nicht so sagen oder eingestehen würden, aber das, was die Theorie macht, hat natürlich ganz viel mit Inszenierung, mit Zur-Sichtbarkeit-Bringen, Zur-Darstellung-Bringen, In-Form-Bringen zu tun.

Auch darüber haben wir in meinen designtheoretischen Seminaren immer wieder gesprochen: inwiefern die Arbeit der Theorie eine formschaffende Tätigkeit ist und umgekehrt genauso. Kein Produktdesigner tut einfach nur. Design ist vielmehr ein hochreflektierter Prozess des ständigen Dazulernens. Wie viele DesignerInnen schreiben über ihre eigene Tätigkeit und bringen diese damit nochmal in einer anderen Weise zum Ausdruck? Worauf ich hinauswill: Diese kategorialen Differenzen zwischen Produktdesign, Design im Allgemeinen und Theorie sehe ich einfach nicht, weil die Theoriearbeit selbst eine gestaltungspraktische Tätigkeit ist und die Arbeit von GestalterInnen häufig eine theoretisch stark angereicherte ist.

„Diese kategorialen Differenzen zwischen Produktdesign, Design im Allgemeinen und Theorie sehe ich einfach nicht, weil die Theoriearbeit selbst eine gestaltungspraktische Tätigkeit ist und die Arbeit von GestalterInnen häufig eine theoretisch stark angereicherte ist.“ – Daniel Hornuff

CJ
Denken Sie, dass es gerade auch der Kontext einer Gestaltungshochschule ist, der einem vergegenwärtigt, dass das theoretische Arbeiten eine materielle Praxis ist – im Gegensatz zu einer rein geisteswissenschaftlichen Fakultät einer großen Universität, wo die TheoretikerInnen komplett unter sich sind?

DH
Wo sonst, wenn nicht hier? Deswegen ist die Theorie jetzt auch stärker als in den bisherigen Jahren dazu aufgefordert, sich einmal zu überlegen, welche Plattformen sie bespielen kann, wie sie sich zeigen und darstellen kann, wie sie stärker produktgestalterisch denken kann.

VA
Wir achten natürlich auch immer darauf, dass die Studierenden ihr Handwerk lernen. Jeder sollte hier einen „Führerschein“ machen. Das heißt, jeder muss wissen, wie bestimmte Techniken ablaufen. Unsere AbsolventInnen sollen natürlich in der Lage sein, irgendwo einen bestimmten Job zu leisten, ihre Arbeit zu präsentieren usw. Dass sie nebenher oder darüber hinaus befähigt werden, Zeichnungen zu erstellen, Modelle zu bauen und einen funktionierenden Stuhl zu entwerfen, ein statisches Verständnis zu erlernen oder ein Funktionsverständnis zu entwickeln, ist eigentlich obligatorisch und schwebt immer mit.

Aber unser Selbstverständnis geht darüber hinaus, denn es wäre sehr dünn, wenn wir uns darauf beschränken würden. Uns geht es darum, dass unsere Studierenden ein Arbeitsselbstverständnis entwickeln, welches die beiden besagten Hauptinformationsquellen – die Veränderungen der Verhaltensmuster und die technologischen Entwicklungen – zentral fokussiert, reflektiert, umsetzt und modelliert.

DH
Das lässt sich wirklich eins zu eins auf die Theorie übertragen: Man muss wissen, wie eine Hausarbeit geschrieben wird, wie ein wissenschaftlicher Text zu schreiben ist. Man muss die Grundausbildung im Handwerkszeug haben. Danach geht es darum, das zu nutzen, um sich andere Kontexte zu erschließen. Ich finde, Herr Albus’ Beschreibung verdeutlicht noch mal, wie ähnlich strukturiert unsere Arbeitsweisen sind. Jeweils handelt es sich um Entwurfsprozesse.

CJ
Im Interview mit Michael Bielicky und Matteo Pasquinelli* kam ein recht interessanter Punkt zur Sprache, nämlich dass das Arbeiten mit digitalen Werkzeugen die verschiedenen Disziplinen einander nähergebracht hat. Plötzlich entstehen sehr unterschiedliche Sachen aus dem gleichen Ding heraus, alle sitzen mit ihren Laptops da, die einen schreiben einen Text, die anderen machen Grafikdesign oder bauen mit einem CAD-Programm irgendetwas für die CNC-Fräse.

Vielleicht kann man sagen, dass die Arbeit mit dem Computer die Disziplinen zu einem gewissen Grad geplättet hat: der Computer als gemeinsamer Nenner – und normativer Impetus – gestalterischer Arbeit im frühen 21. Jahrhundert. Entsteht dadurch wieder ein stärkeres Bedürfnis nach einer medienspezifischen fachlichen Identität? Vielleicht auch in Abhängigkeit von der jeweiligen Generation, die mit diesen Werkzeugen arbeitet?

„KunstwissenschaftlerInnen, die Veranstaltungen etwa im Bereich Ausstellungsdesign und Szenografie besuchen, beginnen beispielsweise damit, Ausstellungen zu kuratieren. Die Frage ‚Bin ich jetzt KunstwissenschaftlerIn, bin ich AusstellungskuratorIn oder AusstellungsdesignerIn?‘ stellt sich überhaupt nicht.“ – Daniel Hornuff

VA
Ich glaube, dass durch die strukturellen Vorgaben der Computerprogramme, der Menüführung usw. eine sehr starke Nivellierung und Neutralisierung stattfindet. Die Hauptunterschiede, was das Identifikatorische angeht, sind dann tatsächlich erst im Ergebnis sichtbar. Ich glaube aber auch, dass es einen Unterschied macht, wie ausführlich man mit diesen Werkzeugen arbeitet und inwieweit man sich von ihnen treiben lässt.

Ich habe zum Beispiel kürzlich ein Gutachten verfasst, in dem es darum ging, das Prinzip der Übertragung von Gestik und des Tanzes auf die Formfindung zu bewerten. Das ist wirklich etwas ganz Anderes: gestische Übungen, die die Formfindung ganz von dieser Prothese – dem Computer – abkoppeln und auf ursprüngliche Ausdrucksmöglichkeiten beschränken. So einen archaischen Ansatz finde ich ungemein spannend.

DH
Ich glaube, ich würde der Diagnose Ihrer Frage zustimmen, nur nicht in der Ableitung, wonach es jetzt ein stärkeres Bedürfnis nach fachlicher Identifikation gäbe. Ich beobachte bei unseren Studierenden genau das Gegenteil: KunstwissenschaftlerInnen, die Veranstaltungen etwa im Bereich Ausstellungsdesign und Szenografie besuchen, beginnen beispielsweise damit, Ausstellungen zu kuratieren. Die Frage „Bin ich jetzt KunstwissenschaftlerIn, bin ich AusstellungskuratorIn oder AusstellungsdesignerIn?“ stellt sich überhaupt nicht. Die machen einfach und unterscheiden sich dann über ihr jeweiliges Ergebnis.

Die Leute, die aus Produkt- oder Kommunikationsdesign in meine Theorieseminare kommen, treten auch nicht als „GestaltungspraktikerInnen“ auf, sondern gliedern sich situativ ein, wollen mit großer Emphase über Design nachdenken und schaffen dann etwas, was häufig durch eine theoretische Arbeit begleitet ist. So sind auch schon praktische Arbeiten aus den Theorieseminaren entstanden. Das Bedürfnis, sich in engen Grenzen fachlich zu identifizieren, spielt, glaube ich, keine so große Rolle, weil die Durchmischung, das Aufnehmen des Anderen, viel attraktiver ist.

*Ebenfalls erschienen im Jahresbericht 2015/2016. Die Online-Veröffentlichung erfolgt demnächst.


Erfahren Sie mehr über den Jahresbericht 2015/2016

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