aspect-ratio 10x9 Videostill aus der Ausstellung „Preeancting Reenactments" von Langenfelder & Lichtenberg

Videostill aus der Ausstellung „Preeancting Reenactments" von Langenfelder & Lichtenberg (© Sophie Lichtenberg)

Zwischen Paradeuniform und Krisengebiet, zwischen Heldentum und Kampfeinsatz, zwischen Immersion und Wirklichkeit liegt Hammelburg – das Vereinte Nationen Ausbildungszentrum der Bundeswehr. Die Künstlerinnen Sophie Lichtenberg und Lea Langenfelder haben ein Training der Bundeswehr begleitet, das JournalistInnen auf die Arbeit in Krisenregionen vorbereiten soll. Der Lehrgang zeichnet sich durch seine Methodik aus: SoldatInnen simulieren für ihre TeilnehmerInnen Kriegs- und Krisenszenarien. Die Bundeswehr setzt damit auf Wissensgenerierung durch Erfahrung, eine Tendenz, die aktuell auch in Bildender und Darstellender Kunst vermehrt zu beobachten ist. Langenfelder und Lichtenberg verhandeln in ihrer Ausstellung Macht und Wirkmechanismen inszenierter Erfahrungen und fragen danach, wie Fiktion und Realität einander beeinflussen.

„Preenacting Reenactments“ ist das Ergebnis einer umfangreichen Forschungsarbeit entlang der Schnittstelle zweier Welten, die zunächst keine Berührungspunkte erwarten lassen. Ausgehend von der Methodik immersiver und partizipativer Formate in Darstellender wie Bildender Kunst auf der einen sowie des simulierten Ernstfalls zu Ausbildungszwecken auf der anderen Seite, entwickelten Langenfelder und Lichtenberg einen Balanceakt zwischen Realität und Fiktion. Auf 200 Quadratmetern entstand eine von drei Performerinnen bespielte Rauminstallation, die Macht- und Wirkmechanismen simulierter Erfahrungen hinterfragt. „Preenacting Reenactments“ interpretiert das militärische Übungsgelände als Fiktionsfabrik und untersucht die Möglichkeit, aus konstruierten Erfahrungswerten Erkenntnisse für die Wirklichkeit abzuleiten. Militärs als Darsteller, leerstehende Gebäude als Kulisse oder gar Statisterie: Die Inszenierung auf dem Truppenübungsplatz ist von opernhafter Opulenz. Doch wird dieser artifiziellen Wirklichkeit ausreichend Macht zu eigen, um die Realität zu beeinflussen? Und kann ein Kunstprojekt, das die gewohnten Grenzen zwischen Darstellenden und Zusehenden auflöst, vergleichbaren Einfluss entwickeln?

Die künstlerisch kommentierende Ausstellung basiert auf einer neunmonatigen Recherche, die Langenfelder und Lichtenberg auf ihrem Forschungsblog (www.preenactingreenactments.tumblr.com) dokumentieren. Zudem entstand ein Arbeitsbuch, das weitere Rezeptionsebenen zur Ausstellung eröffnet und geführte Interviews sowie philosophisch wissenschaftliche Assoziationen dokumentiert und anstößt. „Preenacting Reenactments“ wird auf der Ausstellungsfläche des 2. OG – CONTEMPORARY OPPORTUNITIES der Alten Münze Berlin präsentiert. Das 2 OG versteht sich als experimentelles Zentrum unabhängiger Kulturproduktion in der Alten Münze in Berlin-Mitte, das KünstlerInnen, WissenschaftlerInnen sowie Kreativen einen Arbeits- und Präsentationsraum zur Verfügung stellt. Im Zentrum stehen dabei interdisziplinäre Ideen für eine bessere, gut aussehende Zukunft, Stadt und Gesellschaft sowie die Entwicklung und Öffnung des Areals der Alten Münze.

Öffnungszeiten:
15. März: Vernissage ab 19h
16. März – 06. April: je Donnerstag bis Sonntag, 14–20 Uhr
07. April: Finissage ab 14h

Adresse:
Alte Münze (2. OG)
Molkenmarkt 2
10179 Berlin

Konzept: Sophie Lichtenberg & Lea Langenfelder
Szenographie und Installation: Sophie Lichtenberg
Text: Lea Langenfelder
Performance: Tabea Panizzi, Edith Kaupp Rivadeneira, Georg Weislein und Nils Kirchgeßner
Sound: Philippe Mainz
Kostüm: Saskia Juliane Kummle
Fotografie: Tim Fischer

Gefördert durch die Berliner Senatsverwaltung für Kultur und Europa, Die Initialförderung des Fonds
Darstellender Künste Berlin. Mit freundlicher Unterstützung der Spreewerkstätten / Alten Münze Berlin

Mehr Infos unter preenactingreenactments.tumblr.com

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