Ausgangspunkt des Flachfigurenfilms Homo Somnians bilden die Digitalisierung und die sozialen Medien. Diesen steht Zaza Barisch kritisch gegenüber, da die damit einhergehende, permanente Inszenierung eines digitalen, optimierten Selbstbildes die Menschen ihr zufolge in Voyeure und Darsteller verwandelt und das tatsächliche Erleben sowie echte Begegnungen in den Hintergrund rücken lässt.

Mit dem Flachfigurenfilm Homo Somnians entwickelt Zaza Barisch in Form eines modernen Märchens einen Gegenentwurf zur digitalisierten Gesellschaft. Ähnlich zum klassischen Märchen von Hänsel und Gretel beginnt auch diese Geschichte damit, dass ein Kind von seinen Eltern im Wald zurückgelassen wird. Doch während Hänsel und Gretels Eltern ihre Kinder aus größter existenzieller Not heraus im Wald aussetzen, ist der Grund in Barischs moderner Version ein ganz anderer: Abgelenkt von ihren Smartphones, mit welchen sie gegenseitig Fotos von sich im Wald inszenieren, vergessen die Eltern ihr Kind einfach. Zum großen Glück des Kindes verbirgt sich in diesem Wald jedoch keine böse, menschenfressende Hexe, sondern vielmehr eine wundersame Art von Mensch, die einen Weg jenseits der Digitalisierung eingeschlagen hat. Als das Kind auf diesen trifft, reicht ihnen ein einfacher Blickkontakt zur Verständigung. So verbringen sie gemeinsam die Nacht im Wald und der Fremde zeigt dem Kind eine Welt voller Wunder, die zwar immer da ist, sich aber erst entfaltet, wenn sie wahrgenommen wird. Als das schlafende Kind am nächsten Morgen von seinen Eltern abgeholt wird, ist der Fremde verschwunden. Ob es nur ein Traum war oder nicht, der Blick des Kindes hat sich verändert.

Zaza Barisch kam in Hessen zur Welt und wuchs größtenteils am Bodensee auf. Zunächst studierte sie Architektur, merkte jedoch schon bald, dass dies nicht das richtige Medium war, um ihrer Kreativität Ausdruck zu verleihen. So wechselte sie in den Bereich Medienkunst an der HfG Karlsruhe, wo sie 2022 – zwei Jahre nach der Geburt ihres ersten Kindes – ihr Diplom machte. Im Fokus ihrer künstlerischen Praxis steht das Sammeln und Erzählen von Geschichten. Ausgangspunkt bilden dabei meist kleine, zunächst scheinbar banale Augenblicke, hinter welchen Barisch wundersame Geschichten über die Verletzlichkeit und Lebendigkeit des Menschen entdeckt. Ihre Geschichten erzählt sie auf unterschiedlichste Weise, wobei die Technik immer der Erzählung dient und nicht umgekehrt. Ziel ihrer Arbeiten ist es, die Betrachter*innen zu berühren. Wenn ihr das gelingt, ist die für sie der Beweis dafür, dass es etwas gibt, das hinter den Dingen liegt, etwas Wundersames.