In den geisteswissenschaftlichen Schwerpunkten wird vor allem auf der postgradualen Ebene der Promotionen geforscht. Einige Promotionsprojekte sind zur Zeit:
Kunstwissenschaft und Medienphilosophie
Prof. Dr. Wolfgang Ullrich
Prof. Dr. Claudia Blümle (Humboldt-Universität zu Berlin)
„Bildanschauung Thomas Huber“ ist von Beate Klompmaker eine Archivstudie zur Bildtrilogie des Schweizer Künstlers Thomas Huber (1955). Die Archivstudie gibt Auskunft zur künstlerischen Biografie und Arbeitsweise von Thomas Huber sowie zu Werk, Werkgenese und Rezeptionsgeschichte der Bildtrilogie im Allgemeinen und von „Rede in der Schule“ im Besonderen. In der Gesamtschau des Bildes „Rede in der Schule“ wird erläutert, wie Huber selbst seine Biografie in Bezug zum Werk setzt und wie sie zum Reflexionsgegenstand im Werk wird. Die Forschungsarbeit macht unveröffentlichte Dokumente zugänglich, wie die vorbereitenden Aquarelle und Zeichnungen zu der „Rede in der Schule“, Gespräche und Briefwechsel mit dem Künstler und für dessen Werk relevante Personen. Die Analysen und Forschungsergebnisse bieten neben vorhandenen kunsttheoretischen Betrachtungen und den Kommentaren des Künstlers selbst ein umfangreiches Angebot für die Interpretation des Werks.
Thomas Huber ist ein Schweizer konzeptueller Maler, Redner und Autor und zählt zu den intellektuellsten europäischen Künstlern seiner Generation. Innerhalb seiner künstlerischen Arbeit ist er vielschichtig auf das Phänomen des Bildes bezogen.
Internationale Aufmerksamkeit erhält Huber Anfang der 1980er Jahre zum Ende seines Studiums mit der Bildtrilogie. Sie begründet seinen Erfolg als Künstler. Die Künstlerreden, die er zu seinen Bildern in der Aula der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf gehalten hat, werden zu einem Markenzeichen.
Beate Klompmaker ist Kunstwissenschaftlerin und Publizistin. Sie arbeitet als Beraterin und Projektentwicklerin an den Schnittstellen von Kunst, Kultur und Politik. Seit 2020 leitet sie das Netzwerkbüro (Hochschule/Schule) der Deutschen Mathematiker-Vereinigung an der Freien Universität Berlin. Sie prüft Kunst-am-Bau Projekte für das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung und ist zur Zeit Vorsitzende des „Fachausschuss Medien“ im Deutschen Kulturrat.
Kunstwissenschaft und Medienphilosophie
Prof. Dr. Wolfgang Ullrich
Es weckt ein Unbehagen, wenn Künstler der 1950er- und 60er-Jahre nach den Reinigungsexzessen der Nationalsozialisten die Metapher der Reinheit für ihre künstlerische Arbeit benutzen. Existierte in den Nachkriegsjahren ein kollektiver blinder Fleck?
Im Mittelpunkt der Dissertation steht die internationale Zero-Bewegung mit ihren Zentren in Düsseldorf, Mailand, Antwerpen, Arnheim, Frankfurt und Bern. Anhand von Kunstwerken, Aktionen und Proklamationen ihrer wichtigsten Protagonisten (u.a. Heinz Mack, Otto Piene, Günther Uecker, Jan Schoonhoven, Yves Klein, Piero Manzoni) werden die Hintergründe geklärt, die das Thema der Reinheit zu einem zentralen Aspekt ihrer Kunst werden ließen. Neben der Untersuchung zahlreicher schriftlicher Quellen von Künstlern und Kunstkritikern werden auch die kulturhistorischen Voraussetzungen und Bedingtheiten der langen fünfziger Jahre thematisiert. Durch die nun vorliegende Analyse der antagonistischen Haltung der Zero-Künstler gegenüber den Vertretern der informellen Kunst entsteht ein variantenreiches Kaleidoskop europäischer Nachkriegskunst.
briefeanfraublog.de
ed.nnamhcsreopkrid(ta)liam
buchhandlung-walther-koenig.de
Kunstwissenschaft und Medienphilosophie
Prof. Dr. Beat Wyss
Prof. Dr. Wolfgang Ullrich
Moderne und Mittelalter – an diesen beiden Brennpunkten im Schaffen des Kunsthistorikers Hans Sedlmayr orientiert sich diese erste Werkbiografie. Sie widmet sich der Dialektik aus „Verlust der Mitte“, seiner berühmt-berüchtigten Streitschrift gegen die moderne Kunst, und „Die Entstehung der Kathedrale“, Sedlmayrs gewichtigem Beitrag zur Gotik-Forschung. Im Fokus steht der Autor als Kulturkritiker. Aus kulturkritischen Argumentationsmustern lässt sich die paradox erscheinende Verquickung von modernen Ideen mit reaktionärem Gedankengut erklären und zugleich kritisieren. Das Buch macht klar, welchen ideologischen Implikationen die Kunsthistoriografie unterliegt und unterrichtet so über das Gemacht-Sein des Fachs Kunstgeschichte.
maria-maennig.de
artincrisis.hypotheses.org
vandenhoeck-ruprecht-verlage.com
Kunstwissenschaft und Medienphilosophie
Prof. Dr. Beat Wyss
Prof. Dr. Andreas Böh (Institut für Germanistik: Literatur, Sprache und Medien des KIT – Karlsruher Institut für Technologie)
Sebastian Baden legt in seiner Dissertation „Das Image des Terrorismus im Kunstsystem“ eine Begriffs-, Medien- und Kunstgeschichte zum modernen Terrorismus vor, welche den Bedeutungswandel und die Darstellungsformen von Terrorismus im Verhältnis zum Kunstsystem seit der Französischen Revolution bis zum 11. September 2001 untersucht.
Das Image des Terrorismus konstruiert sich aus einem komplexen Zusammen- wirken von Anschlägen, Bildern, Texten und Kritik. Es bestimmt die Vorstellung, Repräsentation und Imitation politischer und religiös motivierter Gewalt, die Terror als Effekt einsetzt. Die Bild- und Begriffsgeschichte des Terrors reicht vom Kirchenportal bis zum Internetportal. Mit der Medienrevolution der Moderne haben sich auch die Formen des Terrors durch Terrorismus verändert. Die Untersuchung verfolgt diese Entwicklung einer terroristischen Mediasphäre ab der Französischen Revolution über die RAF hin zum sogenannten Islamischen Staat aus kunstwissenschaftlicher Perspektive.
Von den Terroranschlägen des 11. September 2001 behauptete der deutsche Komponist Karlheinz Stockhausen, dass es sich um das „größte Kunstwerk“ handele, das es je gegeben habe. Der Künstler wurde für seine Provokation zu Recht kritisiert, er stand jedoch prominent für eine Reaktion innerhalb des Kunstsystems, die als „Stockhausen-Syndrom“ benannt werden kann. Von Stockhausens kunstkritischem Urteil über 9/11 wird die seit mehr als 200 Jahren virulente Frage nach der revolutionären Avantgarde in der Kunst neu aufgerollt.
Sebastian Baden studierte Kunsterziehung, Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft und Bildende Kunst in Karlsruhe und Bern. Von 2010 bis 2016 war er Forschungsassistent am Lehrstuhl für Kunstwissenschaft und Medientheorie and der HfG Karlsruhe. 2013 wurde er mit dem internationalen AICA Incentive Preis für junge Kunstkritiker ausgezeichnet. Seit dem 01. Juli 2022 ist er der Direktor der Schirn Kunsthalle Frankfurt.
Kunstwissenschaft und Medienphilosophie
Prof. Dr. Wolfgang Ullrich
Prof. Monica Juneja (Universität Heidelberg)
Nachdem Erdbeben und Großbrände im April 1906 große Teile San Franciscos zerstören, wird die korrekte „Interpretation“ der Katastrophe zum gesellschaftspolitischen Streitpunkt. Ist der Ausnahmezustand die Befreiung von Alltag und Hierarchie oder der Zusammenbruch aller Ordnung, die nun mit Waffengewalt geschützt werden muss? Eine Untersuchung katastrophaler „Wahrheiten“ mit besonderem Augenmerk auf die Fotos Arnold Genthes und die unterschiedlichen Funktionen, die sie bis heute als Kunstbild und/oder dokumentarische Aufzeichnung der Katastrophe von 1906 einnehmen.
jacob-birken.de
moc.diovrotces(ta)bocaj
Kunstwissenschaft und Medienphilosophie
Prof. Dr. Wolfgang Ullrich
„[D]ie Insurrektion [ist] der verbotene Augenblick, eine unverzeihliche Leugnung der Dialektik – ein verrückter Tanz, der Zauber eines Schamanen an einer ‚unmöglichen Stelle’ im Universum.“ – Hakim Bey
Mit künstlerischen Mitteln reflektieren Künstler-AktivistInnen gesellschaftliche Zusammenhänge und treten aktiv für ihre Veränderung ein. In meiner Dissertation untersuche ich Strategien und Wirkmechanismen verschiedener künstlerisch-aktivistischer Aktionen. Dabei lasse ich die AkteurInnen selbst zu Wort kommen und betrachte das Geschehen im gesellschaftlichen und künstlerischen Kontext.
In Zeiten der Krise und der Angst unterbricht der Humor feste Denkmuster und öffnet den Blick für Neues. Künstlerischer Optimismus inspiriert somit neue, realistische Utopien, die die zeitgenössischen Dystopien unschärfer werden lassen.
Seraphine N. Meya, Theoretikerin und Aktionskünstlerin promoviert an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (HfG) zum Thema „kreativer Aktivismus“. Sie ist Autorin, unterrichtet und realisiert künstlerische und aktivistische Projekte. Sie studierte Kunstwissenschaft, Philosophie, Szenografie und Psychologie in Karlsruhe, Heidelberg, Berlin und Pisa. Themenschwerpunkte: Kunst und Aktivismus, Klimawandel, Nachhaltigkeit, Postkapitalismus, Entschleunigung.
Kunstwissenschaft und Medienphilosophie
Prof. Dr. Wolfgang Ullrich
Prof. Dr. Walter Grasskamp (Akademie der Bildenden Künste München)
Bevor sich für die Vervielfältigung von Kunstwerken im Druck der Begriff der „Reproduktion“ durchsetzte, dominierte lange Zeit eine metaphorische Wendung: Die Umsetzung von Farbe in Linie betrachtete man als „Übersetzung“.
Besonders im Frankreich der Aufklärung debattierten Kupferstecher, Kunstkritiker und Dichtungstheoretiker, darunter auch Denis Diderot, über die Analogie zur Übersetzung in der Literatur. Mit ihr als Modell ließen sich zentrale Streitfragen zur grafischen Reproduktion von Kunstwerken verhandeln: Welche Freiheiten dürfen sich Kupferstecher herausnehmen? Schaffen sie lediglich Ersatz für das Original – oder ein Werk von eigener Qualität? Welchen Einfluss haben sie auf die Rezeption? Die prägende Rolle der Übersetzungsmetapher beschränkt sich indes nicht auf den französischen Kupferstichdiskurs des 18. Jahrhunderts. Vielmehr wurden zur Mitte des 19. Jahrhunderts auch fotografische Reproduktionen als Übersetzungsmedien diskutiert – mit Folgen für deren urheberrechtlichen Status.