In der Ausstellung werden zwei Arbeiten präsentiert, die mit einer 16 mm-Kamera auf dem Werderplatz in Karlsruhe gedreht wurden. Zwischen ihnen liegen vier Jahre Abstand und sie wurden mit unterschiedlichen Ansätzen konzipiert. Bei der einen Videoarbeit handelt es sich um einen Stummfilm, der über einen langen Beobachtungszeitraum gefilmt wurde. Bei der anderen um einen Essayfilm, in dem mit unterschiedlichen Off-Texten, Musik und Geräuschen der Frage nach der Objektivität des Bildes nachgegangen wird. Diese Kurzfilme treten in dieser Ausstellung zum ersten Mal in einen Dialog und untersuchen nach Vorbild von Chris Markers „Lettre de Sibérie” die manipulative Kraft der Kombination von Bild und Sprache.
Der funktionierende Marktplatz hält auch Verlierer aus. Das Eigentum, die Kundschaft, die rennenden Kinder und die Trauer, sogar der Tod findet hier Platz, die Polizei bewacht den Status quo.
Ein Dokumentarfilm ist die Aussage eines Augenzeugen. Aber was wird damit bewiesen? Was geschieht mit der Wirklichkeit, die durch ein Objektiv geht? Wer zeugt letzten Endes für den Zeugen selbst? Das sind die Fragen, denen dieser Film – nach einer Idee von Chris Marker – nachgeht. Am Beispiel des Werderplatzes in Karlsruhe zeigt er, dass es eine feste Einstellung nicht gibt. (Alexander Knopf)
Laura Morcillo, geboren 1981 in Donostia-San Sebastián, studierte Geschichte in Vitoria-Gasteiz und in Nizza (Diplom 2005) und Medienkunst an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (Diplom 2018). Seit 2009 arbeitet sie als freie Fotografin und Filmemacherin und realisiert dabei eigene Essay- und Dokumentarfilme, die auf internationalen Festivals, wie beispielsweise bei Doclisboa, gezeigt wurden; unter anderem „Der Tag, an dem die Dummen verschwinden” (62 Min., 2013) und „Lettre de Werderplatz” (6 Min., 2014). Demnächst wird ihr letzter Film „El mar es un suspiro, una canción, un labio” / „The sea is an oblivion, a song, a lip” (55 Min., 2018) die Tour auf internationalen Festivals beginnen.