„Du kannst schöne Sätze formen“ ist eine Auseinandersetzung mit den Begriffen Mensch – Sprache – Sprechen. Sprache ist etwas tief im Menschsein Verankertes und hilft uns, unsere Realität zu gestalten. Welche Spannung entsteht, wenn diese Verbindung gestört wird und sowohl Sprachverarbeitung als auch Sprachproduktion nicht mehr im vollen Maß funktionieren?
Einen Zugang zu dieser Thematik liefern Menschen mit geschädigter Sprache. Das Unvermögen einer Person, Sprache in vollem Umfang nutzen und verstehen zu können, wird als Aphasie bezeichnet und tritt in Folge einer Hirnschädigung ein. Die Neurowissenschaft blickt auf eine lange Tradition zurück, derartige Funktionsausfälle zu nutzen, um Strukturen und Prozesse im Gehirn aufzuzeigen und kartieren zu können.
Ausgehend von Gesprächen mit Aphasikern, Logopäden und Fachkompetenzen verschiedener Disziplinen, entstand eine beobachtende, filmische Studie, die einen Einblick in den intimen Prozess der Sprachaneignung und die dahinterliegenden Mechanismen liefert. Hierfür wurden die Verhältnisse umgekehrt und der Schärfebereich zwischen gesunder und gestörter Sprache neu ausgelotet. Das Hauptaugenmerk der Arbeit liegt auf der aktiven Rolle des Sprechens. Dabei wird der Störmoment zum Erkenntnisgewinn – beim Suchen eines Wortes, beim vagen Antasten an Laute, vorsichtigen Suchbewegungen des Mundes, semantischem Umformen von Worten oder explosiven Lautausschüttungen. Gleichzeitig besteht die Frage, wie sich die Sprach- und Sprechanstrengung auf den Zuschauer auswirkt? Welche Reaktionen und Stimmungen entstehen, wenn etwas entgegen der sprachlichen Erwartung geschieht?
Julia Bielefeld wurde in Frankfurt am Main geboren. Nach einem Bachelor in Kommunikationsdesign an der Hochschule Mainz vertiefte sie ihr Studium des Fachs von 2014–2018 an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe. Sie gestaltet narrative Arbeiten an der Schnittstelle von Natur- und Geisteswissenschaften, die oft einen Übergang ins Fiktive finden. Hierbei steht meist die menschliche Realitätsformung thematisch im Fokus. Die Ausformulierung geschieht größtenteils in Form von Printmedien, wobei die inhaltliche Bedingung des Mediums im Vordergrund steht. In ihrer gestalterischen Praxis und künstlerischen Forschung bildet die Recherche das Fundament für spielerische Ansätze und ästhetische Ausgestaltung.