Ibsens „Peer Gynt“ erzählt die Lebensgeschichte der gleichnamigen Hauptfigur. In den abenteuerlichen, fantastischen, satirischen und nachdenklichen Episoden wird jedoch von verschiedenen Seiten nur die eine große Frage beleuchtet: „Wer bin ich und was soll ich auf der Welt?“
Hilfreiche Antworten liefert das Stück nicht. Im Gegenteil, es bricht alle aufscheinenden Ansätze dadurch, dass es behagliche Definitionen von Gut und Böse, sympathisch und unsympathisch, wahr und falsch zerlegt. Dieser Zerlegungsprozess der Gewissheiten, der Ideen und Lügen und Träume von Peer Gynt, aber auch sein realer körperlicher Abbau wird im Comic verbildlicht durch den Abrissprozess eines Kinderkrankenhauses in Stuttgart, Peers doppeldeutiger Lebensraum.
Seinem freien Umgang mit der Wahrheit wird u.a. dadurch Rechnung getragen, dass Bild und Text im Comic nicht immer zusammenpassen und einzelne Anekdoten im Stil seiner großen Comichelden erzählt werden. Dadurch vermischen sich die Realitätsebenen zu einem Mosaik aus Wahrheiten.
Clara Bosch studierte zunächst Kostümbild an der HAW Hamburg bei Reinhard von der Thannen und Szenografie an der HfG Karlsruhe u.a. bei Michael Laub und Heike Schuppelius (Diplom 2017). Nach zahlreichen Assistenzen und eigenen Arbeiten u.a. an der Sächsischen Staatsoper Dresden, am Theater Augsburg und am Jungen Theater Göttingen, verlagerte sich ihr Schwerpunkt zunehmend auf Gestaltung mit zeichnerischen Mitteln. Seit einiger Zeit widmet sie sich nun ganz dem Erzählen mit Papier und (Blei-)Stift, in Form von Karikaturen, Comics, Spielen und Illustrationen. Ihre Arbeiten thematisieren dabei oft das anstrengende Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft.