Wie kommt man in dem Workshop zurecht wenn man beispielsweise noch keinerlei Erfahrung mit Chips und Schaltkreisläufen gesammelt hat?
Zu jedem Bauteil und neuen Element, welche die Stromkreise um weitere Funktionen und Möglichkeiten erweitern, gibt es eine kurze Einführung und auch immer eine frische Anekdote zu Erfolgen oder negativen Überraschungen, sodass man zum (bewussten) experimentieren animiert wird und gleichzeitig trotzdem die nötigen Sicherheitsrisiken beachtet. Wie beispielsweise: „Bitte keine Röhrenfernseher öffnen! Der Elektroschock ist zu heftig…“ Insgesamt sind wir alle mit ganz unterschiedlichen Vorkenntnissen in den Workshop gestartet und können uns so auch gegenseitig gut unterstützen und austauschen.
Die Projekte entstehen ja eher aus dem Experiment. Ist das eine Arbeitsweise die euch liegt oder denkt ihr normalerweise mehr theoretisch bevor ihr mit dem physischen Prozess des Arbeitens anfangt?
Es ist gesund und natürlich, sich im Voraus Gedanken zu machen und sich erst einmal theoretisch mit einer Sache auseinanderzusetzen. Bei näherem Betrachten unseres Konsumverhaltens, stellt man schnell fest, dass wir immer mehr das Bewusstsein für die Wiederverwertung von Elektronik verlieren. Unsere Hemmschwelle ein neues Smartphones zu kaufen, nur weil der Akku defekt ist oder der Vertrag es nahe legt, ist sehr gering. Jedoch sollte, allgemein gesprochen, die Theorie bei solchen Projekten nicht die Oberhand gewinnen. Unsere Professorin Darsha trifft diese Balance zwischen Praxis und Theorie intuitiv sehr gut. Das meiste entsteht erst im Prozess des Schaffens und des Experiments. Aus meiner Erfahrung heraus sind Fehler dabei oft ausschlaggebend und können oft zu unerwartet guten Ergebnissen führen.
Was sind die größten Schätze, die ihr auf eurer Elektroschrott-Suche gefunden habt?
Mehrere defekte und noch funktionstüchtige MacPros, Projektoren, Staubsauger, Rasenmäher, Plattenspieler, Mikrowelle, Kassettendecks, Keyboards, Ventilatoren, Nähmaschine, Drucker, Scanner und sogar Einkaufswägen werden jetzt Teil der Installation. Wir haben sogar einen Hometrainer gefunden – der war aber leider zu groß und schwer, um ihn zur HfG transportieren zu können. Wenn man erst einmal sieht, was man allein im kleinsten CD-Spieler für brauchbare Teile findet, wird die Wertschätzung und dadurch der Menge dessen, was man aus dem Schrott mitnimmt, immer größer.
Lena Zwerina studiert Medienkunst. Der Schwerpunkt ihrer Arbeit liegt auf installativen Video- und Performancearbeiten.
Patrick Hauler studiert Kommunikationsdesign. Der Schwerpunkt seiner Arbeit sind Print- und Motion Graphics.
Manuel Sékou Cistof studiert Medienkunst. Der Schwerpunkt seiner Arbeit sind Sound, Online- und Popkultur.