Wie kam es zu eurem Projekt?
Der französische Grafikdesigner Bernard Chadebec arbeitete etwa 40 Jahre lang bei INRS – dem Nationalen Institut für Forschung und Sicherheit – und entwarf Plakate, die sich humorvoll mit dem Thema der Unfallverhütung befassen. Impulsgeber der Entstehung der Publikation „Intruus Sympathiques“ war seine monografische Ausstellung am Ecomusée Creusot Montceau. Das Projekt entstand gemeinsam mit Simon Knebl und Phil Zumbruch sowie mit den Professoren Urs Lehni und Olivier Lebrun.
Was ist für euch die Aufgabe von Kommunikationsdesign und wie kann eine Ausbildung Studierende auf die Praxis nach dem Studium vorbereiten?
Gestaltung ermöglicht ein wechselseitiges Spiel zwischen Inhalt und Form, es wird skizziert, (re)arrangiert, verworfen, korrigiert, neu begonnen, verformt und umformuliert. Kommunikationsdesign ist dabei eine Möglichkeit des Zugänglich-Machens, des Vermittelns. Es untersucht die Beziehungen zwischen Bild und Text, Bild und Form, Form und Text. Gerne stellen wir uns vor, als GrafikdesignerInnen visuelle GeschichtenerzählerInnen zu sein, die dem Beobachtenden neue Zusammenhänge aufzeigen. Ein Studium bietet eine sichere Umgebung und einen Freiraum ohne Einschränkungen, welcher das Kennenlernen der eigenen Interessen und Fähigkeiten ermöglicht. Es darf gescheitert werden.
Bernard Chadebec hat über 40 Jahren Plakate zur Unfallverhütung am Arbeitsplatz entworfen. Seine Arbeit überrascht durch die gestalterische Qualität und humoristische Haltung. Inwiefern ist seine Arbeitsweise eine Inspiration für euch?
An Bernard Chadebec fasziniert uns, dass er die Fähigkeit besitzt, sich über den langen Zeitraum seiner Festanstellung hinweg immer wieder von seinen eigenen und auch den Inhalten anderer GestalterInnen zu lösen. Dabei gelingt es ihm, ernste Thematiken so aufzuarbeiten, dass der Inhalt mit einer gewissen Leichtigkeit einprägsam vermittelt wird. Beinah hemmungslos produzierte er dabei Plakate, die sich zwar an damals gängigen Gestaltungsrichtlinien orientieren, jedoch unbeeindruckt von vorherrschenden Maximen der Grafikerszene sind. Er zeigt uns auf, dass es nicht unbedingt nur eine Lösung für Gestaltungsfragen gibt und es sich stets lohnt, von einem neuen Standpunkt aus Themen zu betrachten. Es darf experimentiert werden.
Welchen Ratschlag habt ihr für jüngere Kommunikationsdesign Studierende?
Wir finden es wichtig, Dinge in Frage zu stellen und dafür mit möglichst vielen und unterschiedlichen Menschen über die eigene Arbeit und auch andere Arbeiten zu sprechen. Wir persönlich empfinden, dass konkrete Ratschläge keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit haben, denn nicht jede Meinung oder Behauptung, die man als erstes hört, muss auch die richtige sein. Es gibt keine dummen Fragen und es lohnt sich, interessiert und neugierig zu sein. Es darf hinterfragt werden. Es darf sich selbst vertraut werden.
Sascia Reibel studiert Kommunikationsdesign im Haupt- und Produktdesign im Nebenfach. Sie interessiert sich für Projekte im Kunst- und Kulturbereich und für die Vernetzung mit unterschiedlichen, design-fernen Disziplinen.
Eva Tatjana Stürmer studiert Kommunikationsdesign und interessiert sich für das Spannungsfeld zwischen Print und digitalen Medien.
Die Publikation wurde mit dem Preis der Schönsten Schweizer Bücher 2016 ausgezeichnet und gewann in Leipzig bei den Schönsten Bücher aus aller Welt eine Bronzemedaille.