Arranged Sights_A Videographic Essay ist eine zwanzigminütige Filmcollage, basierend auf der BBC Sendereihe „Ways of Seeing" (Part 1 1972) von John Berger (1926 – 2017). Der Schriftsteller und Kunstkritiker John Berger stellt in dieser Sendung die These auf, dass, durch die Art und Weise wie Bilder betrachtet werden, Rückschlüsse auf momentane Lebenssituationen gezogen werden können. Anhand bekannter Gemälde verdeutlicht er, wie durch die Reproduzierbarkeit des Bildes auch dessen Manipulation möglich wird. Gleichzeitig verweist Berger auf die Chance, durch den vereinfachten Zugang zu Bildmaterial mit diesem neu in Kontakt treten zu können.
Arranged Sights bedient sich Ausschnitten seiner Aussagen, collagiert sie mit Hilfe von assoziativ gewähltem Bild- und Tonmaterial neu und versucht damit ein Gefühl gegenwärtiger Bildbetrachtung zu vermitteln. Eine allgegenwärtige Hand, die das Material immer wieder neu arrangiert, verweist dabei einerseits auf die eigene Hand, die, nahezu automatisiert, der Infrastruktur digitaler Endgeräte und des Internets folgt. Sie spielt zudem auf die für uns unsichtbaren Mechanismen von Algorithmen an, die einen großen Teil dessen, was wir digital betrachten, steuern – sowohl das, was wir sehen als auch das, was wir nicht sehen.
Das neu arrangierte Material setzt sich aus Fundstücken des „digitalen“ Alltags zusammen; Screenshots und Screenvideos von alltäglich gewordenen Tools wie Google Maps und Google Image Search werden kombiniert mit Stockimages, Filmausschnitten und YouTube-Tutorials. Dabei kommt es zu einer Vermischung der Bilder, nach denen wir bewusst suchen, die uns innerhalb eines Feeds selektiert zugespielt werden, und „störendem“ Bildmaterial wie Werbung, Fehlermeldungen und Glitches.
Neben den Originalaufnahmen von John Berger trifft eine offensichtliche Kopie, ein animierter John Berger, fragmentarische Aussagen über digitalen Bildkonsum. Hinzu kommen der Medientheoretiker Marshall McLuhan und die Künstlerin Hito Steyerl, die das Bildmaterial an mehreren Stellen kommentieren.
Die Ästhetik greift dabei bewusst die Bildkommunikation des Gifs auf – kurze Statements, die in den Raum geworfen und durch Bildmaterial unterstützt werden.
Wie erreichen uns Bilder heute und wie gehen wir mit dem um, was wir ausschnitthaft von dieser Welt als „Wirklichkeit“ wahrnehmen bzw. uns als solche präsentiert wird? Arranged Sights weist auf unterschiedliche subjektive Beobachtungen hin und stellt in sich selbst einen Prozess der Bildbetrachtung und Wissensaneignung dar.
Bilder konstruieren unsere Realität. Permanent gleichen wir unser inneres Bild mit den äußeren Bildern ab. Dabei sind wir beeinflusst durch unser kollektives Bildgedächtnis, persönliche Erfahrungen und dem, was wir tagtäglich sehen – analog oder digital.
Larissa Frank wurde 1989 in Bühl bei Baden-Baden geboren. Im Mai 2018 schloss sie ihr Studium im Fachbereich Kommunikationsdesign an der HfG Karlsruhe ab. Aufgrund ihrer verstärkten Auseinandersetzung mit der Fotografie, sowohl im theoretischen als auch praktischen Bereich, beschäftigt sie sich vorzugsweise mit unterschiedlichen Arten des Bildkonsums und dessen Darstellung. In ihrer gestalterischen Umsetzung sucht sie dabei nach Möglichkeiten der Neukontextualisierung unterschiedlichen visuellen Materials. Dadurch soll einerseits ein kollektives Bildgedächtnis bewusst bedient werden, andererseits soll durch die Loslösung aus dem ursprünglichen Kontext ein neuer Zugang geschaffen werden.