Die Ausstellung Eindruck einer friedlichen und geruhsamen Ansiedlung von Hauke Rehfeld und Lydia Schubert zeigt das Zwischenergebnis ihrer sozio-künstlerischen Auseinandersetzung mit (sub)urbanem Raum. Ein Fokus ihrer Gemeinschaftsarbeit bildet die Frage nach dem Sichtbarmachen von Seherlebnissen innerhalb unserer gebauten Umwelt, der aufgrund ihrer scheinbaren Banalität und Alltäglichkeit meist wenig Beachtung zukommt.
Spaziergänge, Fahrradtouren und Recherchen bilden im Arbeitsprozess von Schubert und Rehfeld ein wichtiges Instrument ihrer Aneignung von Orten, die hier in Fotografien und Videoaufnahmen eine künstlerische Übersetzung erfahren. Auf diesem Weg entstand auch die Fotoserie Eindruck einer friedlichen und geruhsamen Ansiedlung (2018), die aus jeweils einer Aufnahme von vierundsechzig verschiedenen Einfamilienhäusern besteht. Die Menge ergibt sich aus der, in einer Siedlungsstraße in Karlsruhe-Mühlburg vorgefundenen, Anzahl eingeschossiger Doppelhaushälften mit ausgebautem Dachgeschoss und Satteldach eines identischen Bautyps. Das den Fotografien innewohnende, serielle Spiel aus strikter perspektivischer Wiederholung eines beinahe identischen Motivs eröffnet den Blick auf das variationsreiche Beinahe, das von früheren oder gegenwärtigen Bewohnerinnen und Bewohnern erzählen kann.
Ergänzt wird die Fotoserie durch die Videoarbeit Siedlung 2.0 (2018). Die gleitenden, dezent auf und ab wippenden Aufnahmen begleiten Hauke Rehfeld auf seinem neunminütigen Gang durch einen heterogenen alten Karlsruher Stadtteil; dabei tritt er durch seinen Schatten gelegentlich selbst ins Bild. Die Folge der verschiedenen Stadtquartiere unterstreicht die Herangehensweise der Akteure: Im Mittelpunkt steht das persönliche, räumliche und temporale Erfahren von Siedlungsgebieten und des Transits zwischen ihnen.
Hauke Rehfeld (*1983, Hamburg) studierte zunächst Computervisualistik in Koblenz. Seit 2011 absolviert er seinen PhD in Computergrafik am Karlsruher Institut für Technologie und ist derzeit Gaststudent im Fachbereich Medienkunst an der HfG. Seine künstlerische Praxis reicht von Fotografie, Video, Konzept, Performance bis hin zu Installation. Seine Arbeiten waren u.a. beim Art's Birthday 2015 im E-Werk Freiburg und im Pforzheimer Projektraum LAF e.V. ausgestellt.
Lydia Schubert (*1989, Pforzheim) studiert Kunstwissenschaft, Philosophie und Ausstellungsdesign an der HfG Karlsruhe und schreibt derzeit ihre Magisterarbeit über den Trend zu natürlichen Materialien in der Gegenwartsarchitektur. Sie initiierte den Pforzheimer Projektraum LAF e.V. und beschäftigt sich mit Themen an der Schnittstelle von Kunst, Architektur und Gesellschaft.