„Meine Damen und Herren, wir sitzen hier im Heizungskeller der Hochschule, denn das sollte er ja sein. Wir haben diesen schönen Raum einfach usurpiert, er war für keinerlei Nutzung vorgesehen und er ist nun unser größter Hörsaal geworden. [...] Als Provisorium, wie so vieles hier, als Provisorium lässt man sich das schon gefallen.“ (Heinrich Klotz/Rektoratsreden)
Am 18. Oktober 1995 wurde das Wintersemester zum ersten Mal im ehemaligen IWKA-Hallenbau, einer im Ersten Weltkrieg erbauten Munitionsfabrik an der Brauerstraße Karlsruhes eröffnet. Da das Gebäude sich noch in Sanierung befand und bisher weder Außen-, noch Innenausbau vollzogen waren, fanden die Semestereröffnungen im Heizungskeller des Gebäudes statt.
Der Keller; er ist Unterbau, ist Projektionsfläche und Abstellkammer, beherbergt Pool, Menschen, lange gelegene Munition, verbirgt Stühle aus Schokolade, potentielle Gegenstände, Infrastruktur. Der Keller, er lässt sich psychoanalytisch, metaphorisch, kulturtheoretisch, konstruktiv beschreiben.
Die Hochschulzeitschrift „Munitionsfabrik“ beschäftigt sich in ihrer neuen, aus Gastbeiträgen bestehenden Sonderausgabe „im Keller“ mit eben – dem Keller: im Speziellen dem Unterbau der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe und dem ZKM Karlsruhe – situiert in einer ehemaligen Munitionsfabrik, im Breiten mit dem Keller als Phänomen, Sinnbild und Sehnsuchtsort. Auf was sind wir gebaut; folglich: Was ist im Keller? Was ist der Keller?
Für das Lesebuch zur Klärung ebenjenes Sachverhalts wurden Externe und Interne angefragt, Enthusiastinnen und Expeditionisten, die sich nicht gescheut haben, vorab hinunterzulugen. Der/Die Lesende wird von ihnen, ihren Geschichten und Erfindungen, ihren Spekulationen und Vermutungen zum und über den Keller hinuntergetragen.
Den berechtigten Fragen gingen – ihrer Reihenfolge ‚im Keller‘ folgend – Markus Grob, Matthias Bruhn, Clemens Lauer, Cécile Kobel, Hanna Jurisch, Daniel Hornuff , Elvira Heise, Víctor Fancelli Capdevila, Richard Brunner, Jana Hofmann, Susanne Kriemann, Igor Hardt, Tobias Kraft, Stephan Krass, Louisa Raspé, Mustafa Emin Büyükcoskun, Isabel Koch, Johan Frederik Hartle, Monika Theilmann, Judith Milz und Anton Stuckardt auf den Grund.
124 Seiten, Softcover mit Einschlagklappen, 5 Euro, Sonderausgabe der Munitionsfabrik. Erhältlich im ZKM-Museumsshop.
Die Hochschulzeitschrift ‚Munitionsfabrik’ wird seit dem Wintersemester 1997/1998 und zunächst unter der Leitung von Adam Seide herausgegeben – halbjährlich, um dem Anspruch einer Hochschulzeitschrift gerecht zu werden. Unhandliche, überdimensionierte Formate sind es zu Beginn, die eine fächerübergreifende Bühne für experimentelle Gestaltung und Veröffentlichung darstellen. Später sind sie kleiner im Format, auf dünnem Zeitungspapier, hochglänzend, feingestreift, Hardcover, über hochschulinternes, über Kochrezepte, über das Scheitern, über Karlsruhe, über 200 Seiten. Seit 2004 wird die Munitionsfabrik von wechselnden studentischen Redaktionen herausgegeben. Zuletzt erschien die Sonderausgabe der Munitionsfabrik „im Keller“ unter der Redaktion von Cécile Kobel und Judith Milz.
Cécile Kobel studierte an der Hochschule Luzern Grafikdesign bevor sie 2015 ihr Studium an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe fortführte. Kobels erste Nachbarin saß aus Altergründen immer auf einem Plastikstuhl draußen an der Kellertreppe – bis sie sie hinunterstürzte.
Judith Milz studierte an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe Medienkunst. Sie verschob von 2010-2013 die beiden Lichthöfe der Hochschule innerhalb des gesamten Hallenbaus der Munitionsfabrik um einen cm Richtung Osten. Diese Verschiebung betraf auch den Keller.