Im Rahmen ihres Vordiploms interviewte Emma-Lilo Keller Grafikdesignerinnen, darunter Tania Prill und Anja Kaiser (Lehrbeauftrage an der HfG Karlsruhe), Yvonn Barth sowie Grafikdesign-Studentinnen. Die Fragen drehten sich um die Sichtbarkeit von Frauen in diesem Berufsfeld: Ist die Grafikdesign-Branche wirklich freier von Vorurteilen als die nicht-kreative Branche? Wohin „verschwinden“ die vielen Studentinnen? Sind reine Frauennetzwerke hilfreich oder eher kontraproduktiv?

"In den Listen wurde ich als Professorin folgendermaßen tituliert: „Fachkundige Frau“Meine beiden Kollegen hingegen als Professoren.“ (Tania Prill) „Mir ist es immer wichtig gewesen, integer zu bleiben und mich nicht zu verbiegen, um dominanter oder um „männlicher“ aufzutreten.“ (Andrea Tinnes) „Frauen werden eher mit hübschen Illustrationen aus Märchenbüchern konnotiert.“ (Luisa Stömer/Eva Wünsch)

Es herrscht das Vorurteil, Frauen würden weniger selbstbewusst verhandeln, weil sie harmoniebedürftiger seien. Glaubt man diesem Vorurteil, könnte man schlussfolgern, Frauen seien selbst Schuld an ihrer geringeren Sichtbarkeit. Hier stellt sich allerdings die Frage: Ist es überhaupt legitim, basierend auf dem Geschlecht solche Wesensunterschiede zuzuschreiben? Auch heute noch sind bei Design-Konferenzen zum Großteil männliche Teilnehmer vertreten. So waren beispielsweise bei Konferenzen der TypoBerlin 2010 nur 5% der ReferentInnen Frauen, bei Type Foundries wie Myfonts oder Linotype waren es 12-14%. Es gibt nur wenige bekannte Grafikdesignerinnen – die „Stars“ der Branche sind in der Regel Männer. Auch ein Blick in die Mitgliederliste des Art Directors Club oder der Alliance Graphique Internationale weist eine große Ungleichheit zwischen den Geschlechtern auf.
Die Ergebnisse der Interviews und der Recherche wurden in einem Heft festgehalten, das die Sicht der darin interviewten Grafikdesignerinnen auf ihre berufliche Situation, ihre Branche sowie die herrschenden Vorurteile darstellt. Gedruckt wurde mit einem Risographen: Dieses spezielle Druckverfahren ermöglicht immer nur jeweils eine Farbe pro Durchlauf. Das Heft entstand dreifarbig in Pink, Lila und Gelb.

Betreuung:
Rebecca Stephany, Sereina Rothenberger