Es weckt ein Unbehagen, wenn Künstler der 1950er- und 60er-Jahre nach den Reinigungsexzessen der Nationalsozialisten die Metapher der Reinheit für ihre künstlerische Arbeit benutzen. Existierte in den Nachkriegsjahren ein kollektiver blinder Fleck? Im Mittelpunkt der Dissertation steht die internationale Zero-Bewegung mit ihren Zentren in Düsseldorf, Mailand, Antwerpen, Arnheim, Frankfurt a.M. und Bern. Anhand von Kunstwerken, Aktionen und Proklamationen ihrer wichtigsten Protagonisten (u.a. Heinz Mack, Otto Piene, Günther Uecker, Jan Schoonhoven, Yves Klein, Piero Manzoni) werden die Hintergründe geklärt, die das Thema der Reinheit zu einem zentralen Aspekt ihrer Kunst werden ließen. Neben der Untersuchung zahlreicher schriftlicher Quellen von Künstlern und Kunstkritikern werden auch die kulturhistorischen Voraussetzungen und Bedingtheiten der langen fünfziger Jahre thematisiert. Durch die nun vorliegende Analyse der antagonistischen Haltung der Zero-Künstler gegenüber den Vertretern der informellen Kunst entsteht ein variantenreiches Kaleidoskop europäischer Nachkriegskunst.
Dirk Pörschmann (*1970), Kunstwissenschaftler, zahlreiche Veröffentlichungen zur Zero-Bewegung sowie zur zeitgenössischen Kunst, leitet seit 1. Januar 2018 das Zentralinstitut und Museum für Sepulkralkultur in Kassel.
Betreuung:
Wolfgang Ullrich, Walter Grasskamp
Die Publikation erscheint im Februar 2018 im Verlag der Buchhandlung Walther König, Köln, Kunstwissenschaftliche Bibliothek (Band 55), ISBN 978-3-96098-294-4
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