Die Hand ist unser Schlüssel zur Welt. Wir nutzen sie nicht nur um unsere Umwelt wahrzunehmen, sie ist uns auch ein besonderes Kommunikationsmittel und befähigt uns, Großes zu schaffen. Sie hat maßgeblichen Anteil an der Kultur, in der wir heute leben. Deshalb ist es eine der schlimmsten Verletzungen, wenn dieses komplexe Körperteil fehlt.
Die Diplomarbeit von Hannes Gerlach fasst in der Recherche die Geschichte und den Status Quo der modernen Handprothetik zusammen. Auf diesem Wissen aufbauend wird ein Prothesenkonzept vorgestellt, das die erkannten Herausforderungen zu bewältigen versucht.
Um das zentrale Ziel einer robusten Prothese erreichen zu können, müssen Störfaktoren systematisch ausgeschlossen werden. Wasser und andere Verschmutzungen dürfen nicht an die sensiblen Getriebe und an die Elektronik gelangen. Auch sollte ein Aufbau vermieden werden, der den Verschleiß der beweglichen Elemente fördert.
Zu diesem Zweck bietet sich ein Kapselaufbau an. Dabei wird alle Elektronik und die Motoren in einem festen Gehäuse verbaut, sodass zwischen Steuerung und Motor keine Bewegung und damit keine Abnutzung von Kabeln stattfindet. Außerdem lässt sich eine Kapsel einfacher gegen Schmutz und Wasser abdichten, was bewegliche Teile und Elektronik schützt.
Ein solcher Aufbau einer Handprothese erzwingt allerdings, dass die genannten Bauteile im Handkörper Platz finden, da sonst die Größe und Optik der natürlichen Hand nicht gewahrt bleiben kann. Im Austausch gegen eine größtmögliche Robustheit muss also an der Funktion gespart werden. Bei Vincent Systems wurde abgeschätzt, dass im Volumen des Handkörpers drei Motoren samt Steuerung Platz finden, was trotz Reduzierung noch immer mehr Funktionalität bietet als verfügbare Lowtech-Prothesen. Die Motoren des Aufbaus übertragen ihre Kraft durch Achsen nach außen. Da diese Übertragung nicht an einen spezifischen Aufbau der äußeren Prothese gekoppelt ist, besteht die Möglichkeit, die Kraft vielfältig zu nutzen. So erlaubt das System nicht nur ästhetische Finger anzutreiben, auch andere Werkzeuge können genutzt werden. So liegt ein modulares System vor, welches die Einsatzgebiete der Prothese vervielfacht.
Im Diplomprojekt entwickelt Gerlach Anwendungen für eine solche modulare Prothese unter Berücksichtigung ästhetischer Gesichtspunkte im Zusammenspiel zwischen Handkörper und Werkzeugen.
Das Manos-System geht auf viele Bedürfnisse des modernen Prothesenträgers ein. Es verzichtet bewusst auf einen Teil der Ästhetik und Funktionen der menschlichen Hand, um das notwendige Bedürfnis nach Robustheit zu befriedigen. Zusätzlich stellt Manos eine günstige Alternative zu neuen Myo-Prothesen dar und bietet durch den modularen Aufbau die Möglichkeit es zukünftigen Anwendungsgebieten anzupassen, ist also frei erweiterbar.
Sollte dieses Konzept als marktreife Prothese umgesetzt werden, kommt es als Kompromiss zwischen dem Anspruch des Nutzers und dem Kostenaufwand für Versorger als Standard in der Versorgung in Frage und könnte auch in Ländern mit anderen Versorgungsmodellen als Midtech-Prothese Anwendung finden.