Wie können wir uns die nonverbale Kommunikation im digitalen Austausch vorstellen? Gibt es eine Möglichkeit im Digitalen zu kommunizieren ohne Schrift und ohne Sprache?
Seit Ende der 90er Jahre wird bereits eine vermeintlich neue Sprache entwickelt, mit der wir täglich kommunizieren: Emojis. Emojis, vom Japanischen 絵文字 (deutsch: ‚Bildschriftzeichen‘) ersetzen in unserer digitalen Kommunikation meist unsere Mimik und Gestik und werden so zum Bedeutungsträger. Zudem beinhalten die kleinen Pixelbilder eine eigene kommunikative Situation: Sie sollen möglichst unmissverständlich, prägnant und schnell wirken. Idealerweise sollen sie diverse Gefühle und Empfindungen, aber auch Standard-Situationen der Kommunikation kodifizieren, sodass man anderen schneller als mit Worten eine Statusmeldung übermitteln kann.
Doch von Schnelligkeit kann nicht die Rede sein, wenn man sich nach dem neusten Software-Update des Smartphones in der Tastaturleiste von der zu groß gewordenen Auswahl an Emojis verliert. Doch wer entscheidet, welche Symbole und Gesichter für uns zur Verfügung stehen? Wie werden Emojis zu Emojis? Und wer hat sich für die Gleichstellung und Vielfalt der bunten Bilder eingesetzt? Welche Bedeutung steckt in der visuellen Sprache der Emojis, die sich auch in unserem Alltag materialisiert und bemerkbar macht? Welche Handlungsmacht können wir ihnen zuschreiben? Können wir uns durch den Einsatz von Emojis verstecken, maskieren oder vielleicht sogar andere manipulieren?
In einer Screen-Performance soll zum einen die mediale Welt deutlich werden, in welcher sich Emojis befinden, aber auch herausbrechen. Zum andern soll die Performance durch gefundenes, eigen erstelltes Videomaterial und eine Live-Installation die immer unklarer werdende Grenze von digitaler und realer Kommunikation verdeutlichen und das Publikum als Teil der Performance inszenieren. Das Thema der verschiedenen Screens soll die Materialisierung von Emojis im Alltag, die Maskierung unserer Identitäten durch Emojis, Missverständnisse der Kommunikation und die Absurdität der Standardisierung aufzeigen. Ein weiterer Teil der Performance soll den Prozess der Entwicklung eines Emojis und das System des Unicode Consortium durch einen fiktiver Antrag eines Emoji-Proposals erklären.
Betreuung: Anja Kaiser