Ohne es zu bemerken, sind wir im Alltag umgeben von Renderings und CGIs –computergenerierten Bildern. Der technologische Fortschritt ermöglicht heute künstlich erzeugte Bilder, die der Mensch nicht mehr von einer Fotografie unterscheiden kann. Zwangsläufig stellt sich die Frage nach dem Realen. Vor allem bei 3D-Renderings ist die Beziehung von Materialität zu Oberflächen relevant. Was passiert, wenn Oberfläche und Material nicht mehr aneinander gebunden sind? Diese Frage wird mit dem Projekt Overrated Materials untersucht – ein Materialexperiment, bei dem die Methodik eines Renderings auf die physische Welt übertragen wird und so spekulative Objekte entstehen.
Das digitale Verfahren des Image Mapping, bei dem ein Bild auf ein 3D-Objekt projiziert wird, wird analog mittels Wassertransferdruck (immersive printing) umgesetzt. Dabei wird ein zweidimensionales Bild auf Folie ausgedruckt, auf einer Wasseroberfläche aufgelöst und schließlich ein Gegenstand in das Bild eingetaucht. Dabei legt sich das Bild organisch um den Körper und erzeugt so eine neue Textur auf der Oberfläche, die die Struktur des Materials überzieht.
Overrated Materials ist eine Website, die dem Besucher acht Materialien zur Auswahl stellt. Diese orientieren sich an den klassischen Texturkatalogen der gängigen 3D-Zeichenprogramme: Holz, Stein, Wasser und Metall. Hinzu kommt Bildmaterial aus dem digitalen Kontext wie UV-Maps, Normal-Maps und Screenshots, die beim Rendern in einem Zwischenschritt genutzt werden.
Klickt man sich durch die Materialauswahl auf der Website, sieht man stark vergrößerte Bilder, die wie ein Hybrid zwischen Rendering und realem Foto wirken. Natürliche Objekte wie Baumblätter zeigen sich mit hölzerner Oberfläche, ein buntes Zahlenraster überzieht ein Weinglas. Der Zusammenhang von Material und seiner Oberfläche in der physischen Welt wird aufgelöst.
Website, 8 Scans, Wassertransferdruckobjekte
Seminararbeit im Seminar "Overrated Reality"
Betreuung: Prof. Ivan Weiss und Prof. Michael Kryenbühl (Johnson Kingston)