Künstlerinnen haben die kommerzialisierte Sprache des Konsums verwendet, sich angeeignet und subvertiert, um die gesellschaftlichen Positionen von Frauen sowie den Grad ihrer Gleichberechtigung und Autonomie in Konsumgesellschaften zu reflektieren. Während Feminismus zwischen den 1960er und 1980er Jahren vielfach entweder pauschal ablehnend oder affirmierend gegenüber Konsumphänomenen dargestellt wurde, kommen in den künstlerischen Werken dieser Zeitspanne differenzierte Zwischentöne feministischer Konsumkritik zum Ausdruck, die auch widersprüchliche Bedeutungen des Konsums hinsichtlich feministischer Ziele ausloten. Im feministischen Diskurs hat es seit den 1990er Jahren eine affirmativ-kritische Hinwendung zum Konsum als kreative und selbstkonstruktive Alltagspraxis gegeben, sodass die kritische Ablehnung von Konsum als unterdrückendes Symptom des Kapitalismus, der Alltagspraxen normiert und Geschlechterordnungen (re)produziert, aufgebrochen wurde. Doch die Analyse von Perspektiven auf Konsum in der Kunst der 1960er bis 1980er macht deutlich, wie auch schon zuvor die Konstruktion von Weiblichkeit in Konsumkulturen widersprüchlich war und überwindet die bislang wenig komplexe Auseinandersetzung mit feministischen Sichtweisen auf Konsum. Die Arbeit verbindet dabei kunstwissenschaftliche und bildwissenschaftliche Analysen mit soziologischen Fragestellungen nach Geschlechter- und Klassenverhältnissen mit einem Fokus auf Feminismus und Genderaspekte.
Am Beispiel ausgewählter Positionen in der Kunst, u.a. Evelyne Axell, Nathalia LL, Carolee Schneemann, Christa Dichgans, Věra Chytilová, Judy Chicago, Martha Rosler, Sanja Iveković, Mitra Tabrizian, Judith Barry und Barbara Kruger, zeigt Antonia Wagner wie die Praxis des Konsumierens als eine selbstermächtigende Strategie eingesetzt und gleichzeitig hinsichtlich ihrer die Geschlechternormen reproduzierenden Macht kritisiert wurde.
Betreuung: Wolfgang Ullrich (HfG Karlsruhe), Prof. Dr. Hanne Loreck (HFBK Hamburg)