Das neue Stück „Frau Ada denkt Unerhörtes“ handelt von der ersten Programmiererin der Welt, Ada Lovelace. Es beschreibt Adas Leben in zwei Teilen: Einem biografischen, aber stark verfremdeten ersten Teil, der durch seine Dialoge und Besetzung eher traumhaft wirkt, und einem realistisch anmutenden zweiten Teil, in dem eine Zukunft erdacht wird, in der eine der Maschinen, die Ada einst erfand, die Macht über die Menschheit an sich nimmt.
Die Kulisse besteht aus einem leicht durchscheinenden Vorhang, der die Bühne in der Mitte teilt. Im ersten Teil des Stücks sitzen die ZuschauerInnen auf der Tribüne, für den zweiten Teil wechseln sie die Seite des Vorhangs und sitzen dann auf niedrigen Podesten auf der Rückseite der Bühne.
Um die Traumhaftigkeit des ersten Teils darzustellen, zeigen Paula Klotzki und Cara Kollmann dort nur die Schauspielerin von Ada vor dem Vorhang, die anderen drei Schauspieler, welche die Figuren der Mutter und zweier Puppen darstellen, befinden sich hinter dem Vorhang und sind nur durch Schatten auf diesem zu sehen. Das Stück lässt offen, ob Ada mit echten Personen spricht, ob die Ereignisse wirklich passiert sind, oder ob alles nur in Adas Kopf stattfindet. Dieses Verschwimmen aus Fiebertraum und Wirklichkeit wird durch die Schatten auf dem Vorhang artikuliert. Um dem Publikum dennoch ein Gefühl für die echte Ada Lovelace zu geben, werden immer wieder Fakten aus ihrem Leben auf den Vorhang projiziert.
Im zweiten, sehr realistisch anmutenden Teil, bei dem sich die ZuschauerInnen auf der anderen Seite des Vorhangs befinden, stehen die drei SchauspielerInnen nun auf der Publikumsseite des Vorhangs in den Rollen dreier WissenschaftlerInnen. Ada, jetzt als Roboter, steht leicht beleuchtet hinter dem Vorhang und scheint wie eine Traumvorstellung trüb durch den Stoff. In dem Moment, als sie zu eigenständigem Leben erwacht, wechselt sie die Seite des Vorhangs, tritt aus dem Traum und übernimmt die Realität.
Neben dem Verschwimmen von Traum und Realität ist das Stück ebenfalls geprägt von Machtverhältnissen: Im ersten Teil wird Ada von ihrer Mutter und ihren vielen Krankheiten dominiert und muss viel liegen. Die Schauspielerin sitzt im gesamten ersten Teil auf dem Boden. Der Schatten der Mutter hinter ihr ist groß und bedrohlich. Das Publikum sitzt in einer erhöhten Position auf der Tribüne und schaut auf Ada herab.
Im zweiten Teil übernimmt Ada in Form eines Roboters die Macht, das Publikum wird ihr untergeordnet und sitzt auf niedrigen Podesten fast auf dem Boden. Die WissenschaftlerInnen werden von Ada überwunden und verlassen nach und nach den Lichtkegel der Bühne.
Regie: Liss Scholtes
Dramaturgie: Nele Lindemann, Anna Haas
Mit: Marie-Joelle Blazejewski, Anna Gesa-Raija Lappe, Tom Gramenz, Gunnar Schmidt
Ort: Staatstheater Karlsruhe
Betreuung: Anna Haas, Nele Lindemann, Constanze Fischbeck