Das Hauptaugenmerk des Kunstwerks liegt auf der Wahrnehmung und Interpretation der Betrachtung des Films von der Seite – also einer hypothetischen Situation, in der wir neben der Projektionsfläche stehen und den (darauf projizierten) Film von der Seite betrachten würden.
Einen Film kann man sich als zweidimensionale Darstellung des vierdimensionalen Raumes vorstellen, wenn wir die Zeit als vierte Dimension (mit all ihrer Dynamik) dazuzählen. Unter Berücksichtigung dieses Gedankens erscheint es irrational oder unlogisch, den Film von der Seite zu betrachten, da das, was wir sehen könnten, nur ein eindimensionaler Ausschnitt wäre (eine bestimmte Dicke der projizierten Fläche vorausgesetzt, sonst wäre er mangels dritter Dimension überhaupt nicht sichtbar), eine Linie (eine Abszisse) von Pixeln an der Seite des Films, an der wir uns positionieren würden. Die intuitive Erwartung, dass wir dank der Wahrnehmung des leeren Raumes um die Objekte im Film mehr sehen können (wir können die Person in der Mitte des Raumes sehen und wir sollten diese Person von der Seite sehen, durch den leeren Raum um sie herum), wird mit der offensichtlichen Tatsache der Abflachung des vierdimensionalen Bildes in zwei Dimensionen konfrontiert. Aber würde sich das ändern, wenn wir den Film wieder in den dreidimensionalen Raum extrudieren würden? Was würden wir sehen bei der so buchstäblichen Darstellung einer solchen Irrationalität wie den Film von der Seite? Der in der kubischen Form installierte Satz von Glasfasern, der die Auflösung des Projektors respektiert, extrudiert den Film in den dreidimensionalen Raum auf eine ziemlich zweckmäßige, aber funktionale Weise. Ist das Unsinn? Da wahrscheinlich niemand weiß, wie der Film von der Seite wirklich aussieht, ist es schwer zu sagen. Ist es eine kontinuierliche Extrusion des Films oder eine Abfolge der Einzelbilder? Ist es ein Beweis für die Illusion des Raumes im Film?
Der Kern der Arbeit ist es, solche Interpretationen und Gedankenassoziationen im Kopf eines Betrachters auszulösen. Der visuelle Aspekt ist es, sie zu initiieren.
Teil des Rundgangs der HfG Karlsruhe 2019
Ausgezeichnet durch die Fördergesellschaft ZKM / HfG Karlsruhe
https://www.hfg-karlsruhe.de/aktuelles/hfg-rundgang-2019-die-preistraegerinnen-und-preistraeger/
Betreuung: Michael Bielicky