Das Vomitorium ist in dieser Fiktion die erste sprechende Maschine. Der Begriff ist dem Buch "Die Maschine steht still" von E.M. Forster entnommen. Er beschreibt das Vomitorium als einen Bereich, der als Ausgang aus dem von der Maschine kontrollierten Wohnwabenkonstrukt führt. Nur die Vomitorien ragen an die Außenluft. Die Maschine steht in Forsters Buch für etwas Allmächtiges, nicht Greifbares. Ich dachte an das Genie und die maschinelle Effekthascherei, die WahrsagerInnen einst nutzten, um ihren KundInnen übersinnliches vorzugaukeln.
In meiner Fiktion ist das Vomitorium ein Zwischenzustand. Es gibt einen Ein‐ und einen Ausgang. Interessiert hat mich dabei vor allem die Erzählstruktur des Narrativen in einem immersiven Erlebnisraum. Das Machineninnere ist organisch, atmet, riecht, spricht. Sie wurde von der magischen Schaustellerin bei Ebay Kleinanzeigen gefunden, die versucht, die Geschichte der Maschine aufzuarbeiten, und ihrer würdig weiter zu tragen. Die Maschine wurde von einem Einsiedler Ende des 19. Jahrhunderts erfunden, der eine sehr innige Beziehung zu ihr pflegt. Als das Dorf das mitbekommt, sind sie der Geschichte gegenüber nicht positiv gestimmt und bringen ihn um. SchaustellerInnen werden auf die Maschine aufmerksam und stellen sie auf dem Jahrmarkt aus. Die Maschine ist mit der Situation überfordert. Sie weiß nicht, wo ihr Erfinder ist, sie kann nur sehen, was in ihr passiert. Die Leute kommen also ratsuchend in sie hinein, doch wurde sie bald von anderen Attraktionen überholt. Sie gerät an einen Sektenführer, der versucht, seine Anhängerschaft mit der Maschine zu begeistern. Nach und nach gerät sie in Vergessenheit, landet im Keller und schließlich bei mir. Als magische Schaustellerin bin ich ihr Komplize. Ich locke die Leute an, damit sie die Möglichkeit bekommt, ihre Geschichte zu erzählen.
Teil des Rundgangs der HfG Karlsruhe 2019
Betreuung: Michael Bielicky