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
Weil es das Objekt von seiner räumlichen und zeitlichen Bindung löst, ist der digitale Screen das moderne Präsentationsmedium schlechthin. Dabei scheint es beinahe so, als würde das Glas des Screens die Vase in sich einschließen. Anstelle ihrer Oberfläche berühren wir Glas. Der Effekt einer von Wasserdampf beschlagenen Fensterscheibe spielt auf die Transparenz der Barriere an: erst, wenn sich Sonnenlicht in ihr spiegelt oder Wasserdunst sich auf ihr niederschlägt, wird sie in ihrer Transparenz durchschaubar und als Barriere erkannt. Streicht man mit dem Finger über das Glas des Touchscreens, wird der virtuelle Dunst beiseite gewischt und gibt den Blick frei auf das dahinter liegende Bild der Vase. (© Anne-Sophie Oberkrome)
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© Anne-Sophie Oberkrome
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
Die Vitrine ist Sinnbild für die Präsentation des analogen Objekts im analogen Raum: Glasscheiben, die sich überlagern, aufeinander treffen und dabei einen dreidimensionalen Raum im Raum formen – eine Bühne, durch die die Vase(c) getragen und geschützt wird. Die dunkel getönten und einseitig verspiegelten Scheiben, bringen die Eigenschaften von Glas zum Vorschein. Es ist ein Spiel mit Transparenz und Reflexion, das Einfluss auf den Betrachtungsmoment hat. Durch das Verschieben und Verdrehen einzelner Glasscheiben ergeben sich illusionistische Momente und unerwartete Blickwinkel, die durch das Umrunden der Vitrine entdeckt werden können. (© Anne-Sophie Oberkrome)

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© Anne-Sophie Oberkrome
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
Virtual Reality ermöglicht es uns den digitalen Raum zu betreten. Wir erhalten eine zusätzliche Perspektive auf die uns umgebende Szenerie, ein weiterer Layer, der sich über alles legt. Physikalische Gesetzmäßigkeiten werden aufgehoben und geben uns die Möglichkeit, Inszenierung und Präsentation völlig neu zu definieren. Die gläserne Barriere beginnt sich in ihre Bestandteile aufzulösen – in Sand, das Korn, in Pixel. Die Vase zeigt eine räumliche und zeitliche Entgrenzung, die im Analogen so nicht sichtbar war. Sie findet sich in einer Varianz aus Form und Textur wieder. (© Anne-Sophie Oberkrome)


Die Vase wird digital in all ihre Ebenen und Bestandteile zerlegt. Materialität, genauso wie Größe und Form, sind nunmehr variabel. Sie muss keiner Funktion gerecht werden. Durch die Übertragung zurück ins Analoge kommen den einzelnen Ebenen neue Funktionen zu: Die Textur wird zum Material, aus dem die Vase besteht. Es entsteht eine analog-digitale Skulptur, eine Collage aus Körper und Fläche – ein Hybrid aus Bild und Objekt. Die Collage eröffnet einen Zwischenraum(f), in dem sich die Vase in ihrem transformierten Äußeren präsentiert, lediglich die Reflexion lässt sie in ihrer ursprünglichen Form erscheinen. Es werden so Qualitäten aus beiden Welten verflochten. Die Skulptur findet Platz auf einem Sockel aus Glas, von dem sie getragen, jedoch nicht mehr verdeckt wird. (© Anne-Sophie Oberkrome)
Die installative Arbeit "Layered Transparency | Displayed Opacity" verhandelt vier verschiedene Produktinszenierungen anhand von vier Präsentationsformen:
- Das analoge Objekt im analogen Raum
- Das analoge Objekt im digitalen Raum
- Das digitale Objekt im digitalen Raum
- Das digitale Objekt im analogen Raum
Das zu Beginn noch analoge Objekt durchläuft während dieses Prozesses verschiedene Metamorphose-Stadien und dokumentiert dabei den potenziellen Einfluss der jeweiligen Präsentationsform auf sich, das Objekt: Von analog in analog über digital in digital bis hin zu digital in analog. Das Objekt – eine Vase – steht als Ding des Alltäglichen in seiner Funktion zwischen Dekoration und Zweck. Als dreidimensionale Bilder dienen bemalte Vasen der Konservierung von Vergangenem. Auf die Oberfläche gelegte Texturen, Inschriften und Zeichnungen erzählen von der Geschichte, in die das Objekt einst eingebettet war.
Das Material – Glas – verkörpert gleichermaßen Schnittstelle und Barriere, die im Analogen sowie im Digitalen zwischen uns und dem Objekt liegt. Daher wird es als Material in jeder Präsentationsform zur Inszenierung genutzt. Eine Schicht, die vor den Dingen liegt.