D for Dysfunctional Workspaces, M for Messy History, S for Style Defense, U for Unstable Signs – Das Glossary of Undisciplined Design (GUD) ist eine lose Sammlung von ungehorsamen Strategien, ermächtigenden Vorbildern und kritischen Werkzeugen im Grafikdesign, die von Anja Kaiser und Rebecca Stephany zusammengestellt wurden. Es befasst sich mit Undisziplinarität als feministischer Strategie, um gefestigte Regeln, diskriminierenden Strukturen und einseitige Vorbilder aufzulösen.
Ausgehend von der ersten Skizze des GUD (2019), entwickelten Studierende der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe in dem Seminar eigene Projektarbeiten, indem sie sich die Glossareinträge aneigneten, sie anwendeten oder ergänzende Glossarbegriffe formulierten. Im Kollektiv wurde parallel das gleichnamige Symposium entwickelt, das Ende Februar 2020 in der Galerie für zeitgenössische Kunst in Leipzig stattfand. Anfang 2021 wurde das GUD schließlich in Buchform bei Spector Books publiziert. Es umfasst die Glossarbegriffe der Herausgeberinnen Rebecca Stephany und Anja Kaiser, der Symposiums-Sprecher:innen und der Studierenden. Zudem dokumentiert es Vorträge und Workshops des Symposiums.
Das GUD feiert Held:innen der Nonkonformität, der Toleranz und der Kritikfähigkeit im Grafikdesign. Das Glossar demontiert die eurozentrische und männerdominierte Geschichtsschreibung im Design und ergänzt sie durch Perspektiven zeitgenössischer Gestalter:innen. Die Form des Glossars dient als vermeintlich didaktisches Werkzeug mit gewollten Lücken und Brüchen und ist auf Mehrfachdefinitionen, Ergänzungen und Widersprüche angelegt. Dabei verbindet das GUD eine Vielzahl von Theorien und Narrativen mit widerspenstigen Werkzeugen und Strategien, um sich alternativen Gestaltungspraktiken zu ermächtigen.
Die Projekte, die im Rahmen des Seminars von den Studierenden entwickelt wurden, reichen von Social-Media-Experiment, Glossar-Performance, scheiternden Pflanzenfarbendrucken, Algae-Food-Bar, Amateur-Design und ablenkenden Installationen, bis zu unvorhersehbaren Rasterlinien und kollektivem Strudel-Backen.
Das dreitägige Symposium in der GfZK vereinte internationale Gestalter:innen aus verschiedenen Generationen und Traditionen, deren gesellschaftskritische und emanzipatorische Praktiken im Bereich zeitgenössischen Grafikdesigns in Workshops und Vorträgen diskutiert wurden. Es diente als Testfeld und Produktionsstätte für die vielstimmigen Erweiterungen des Glossars. Das resultierende GUD-Handbuch vereint eine fragmentarische Vielzahl von Theorien und Erzählungen unterschiedlicher Dichte und von kollektiver Autor:innenschaft: vom visuellen Essay, praktischen Experiment, Interview oder Advertorial bis hin zu Gedicht, spekulativer Erzählung oder akademischem Text. Mit rund 55 Beiträgen von 20 internationalen Gestalter:innen, Aktivist:innen, Pädagog:innen und Theoretiker:innen erforscht das Glossary of Undisciplined Design Vorbilder, Werkzeuge und Widersprüche.
Betreuung: Prof. Rebecca Stephany, Anja Kaiser
Verbündete und Mitwirkende: Sheila Levrant de Bretteville (The Sheila Studio / Yale School of Art), Clara Balaguer (Hardworking Goodlooking), Ece Canlı (Decolonising Design Group), Hackers & Designers, Jungmyung Lee (Jung-Lee Type Foundry), Sara Kaaman (Girls Like Us), Franciska Zólyom (GfZK), Anja Kaiser and Rebecca Stephany, Studierende der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (HfG Karlsruhe)