Der Begriff Stress stammt ursprünglich aus der Werkstoffkunde und beschreibt die Widerstandskraft eines Materials, bevor es bricht. 1950 wurde Stress von dem Arzt und Hormonforscher Hans Selye in die Psychologie eingeführt, um die unspezifische Reaktion von Menschen und Tieren auf jegliche Art von Anforderung zu beschreiben. Später führte er die Begriffe Disstress und Eustress ein und wies ihnen eine bedeutende Rolle in unseren gesellschaftlichen und zwischenmenschlichen Beziehungen zu. Während letzterer uns energetisiert und eine Situation der Offenheit beschreibt, fühlen wir uns bei ersterem überfordert und empfinden ihn als unangenehm und bedrohlich.
Sophia Stoewers Diplomarbeit Four Mothers untersucht frühkindliche Strategien der Stressbewältigung, um sie für den Alltag der Erwachsenen fruchtbar zu machen. Die entstandenen Objekte sind Werkzeuge, die den eigenen, bereits vorhandenen Pool an Strategien zur Stressbewältigung erweitern: Eine superschwere Decke simuliert hautähnlichen Körperdruck; ein rhythmisch schnurrender, torsoförmiger Arm hält den Körper und reguliert die Frequenz des Herzschlags; vier verschiedene Schmuckstücke motivieren zum Lutschen und stimulieren so das parasympathische Nervensystem; ein Spiegel zeigt einen immer ein bisschen glücklicher, als man eigentlich ist, und bringt einen dazu, sein eher positiv gestimmtes Selbst zu umarmen.
Während die Figur der Mutter als Symbol für eine primäre Bezugsperson fungiert, die mit einem Gefühl der Geborgenheit und Zugehörigkeit assoziiert wird, provoziert Four Mothers Fragen nach Betreuungsarbeit, Zuneigung und Intimität in Zeiten von körperlicher Distanzierung, Digitalisierung und Virtualisierung.
Betreuung: Füsun Türetken, Volker Albus, Mario Minale, Rebecca Steffani