Eine Nacherzählung.
„Stimme überschlägt. Lautes Schreien. Stille Wut, ein Versuch zu schreien, ohne dass ein Ton aus meinem Mund kommt. Ich will schreien. Vorwürfe und Weinen. Haare raufen. Türen schlagen. Ich denke das und bin direkt wütend. Ich höre es immer noch. Sei doch nicht so, jetzt entspann dich doch mal. Jetzt dies, jetzt das.“
So und so ähnlich waren die Schilderungen der Frauen*. Sie alle waren mehr und weniger ähnlich, mehr und weniger müde, mehr und weniger wütend. Die meisten mehr davon überzeugt, dass da eigentlich ein großes Potenzial schlummert, wo wir es kollektiv als einen Fehler betrachten. Und Fehler müssen korrigiert werden. Wir sagen dazu “schwach sein”. Übertreiben. Dramatisieren. Die emotionale Ebene. Nicht strategisch. Nicht vernünftig. Nicht logisch. Erzielt keine Erfolge. Kein Gewinn. Tja.
„Ich hör’ es immer noch“ war eine persönliche sowie historische Recherche über hysterische Körper und deren Wahrnehmung. Die entstandene Materialsammlung aus Interviews, Briefkorrespondenzen, Literatur- und Webrecherche webte sich ihren Weg in ein Hörstück: Die Protagonistin Hysterà wandert durch ihre historische Erzählung, begegnet einigen Absurditäten und Entdeckungen. Nicht zuletzt trifft sie auf ihre eigene Wut. Die dazugehörige textile Szenografie ist weich, bei längerem Liegen auch warm, lässt sich boxen und berühren. Sie riecht leicht nach Waschmittel wie die gesammelten Haushaltstextilien, die die weiche Watte umspannen. Sie erinnert an eine Qualle, einen Boxsack, eine therapeutische Decke, einen Uterus, ein Herz (...).
Entstanden mit: Isa Motz, Leia Walz (Nähprozess & Szenografie), Jette Schwabe (the voice Hysterá), Johannes Thimm (Sound), Mascha Dilger (Foto), Hanna Franke (Bannergrafik), Mio Kojima (Siebdruck), Timothée Charon (Typografieberatung)
Betreuung: Constanze Fischbeck, Hanne König, Thomas Rustemeyer