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© Jonathan Blaschke und Moritz Simon

Aus Sicht der Medientheorie ist Theodor W. Adorno eine der ambivalentesten Figuren des 20. Jahrhunderts. Sein öffentliches Wirken begann in jungen Jahren als Musikkritiker. Seit den 1940er Jahren war »Kulturindustrie« der Schlüsselbegriff, mit dem er und Max Horkheimer die Logik medialisierter Kultur und Bildung analysierten. Adorno, der den Begriff der Vermittlung (und damit auch die Medialität) konsequent betonte, war einer der wahrnehmbarsten Medien-Intellektuellen seiner Zeit. Als Philosoph und Soziologe diskutierte er den Zustand der Öffentlichkeit und des autonomen Individuums unter den Bedingungen einer industrialisierten Medienproduktion in Gestalt medialer Interventionen, vornehmlich Interviews und Vorträge, die mittlerweile legendären Status haben.

So unerbittlich »negativ« Adornos Analysen auch waren, setzte er sich dennoch praktisch mit der Welt der Medien, des Rundfunks und des Fernsehens auseinander und wusste diese für das Projekt kritischer Theorie zu nutzen und zu theoretisieren.

In unseren zeitgenössischen Debatten hat Adornos zuweilen apokalyptisch anmutender Ton wieder Einfluss gewonnen. Angesichts der Verbreitung von »Fake News«, von Big Data, Social Media und digitalem Populismus kann kritische Theorie erneut als aufschlussreiche Referenz für eine philosophisch informierte und soziologisch fundierte Medienkritik dienen.

Anlässlich des 50. Todestages von Adorno konzentriert sich die Konferenz auf diese drei Themen:

  • Adornos eigene Ambivalenz über die Gefahren und Potenziale moderner Medien,
  • die Folgen seiner Theorie in medientheoretischen Ansätzen der folgenden Jahrzehnte und
  • die Relevanz von Adornos kritischer Theorie in der zeitgenössischen Kritik der digitalen Kultur.

Anmeldung unter:


Programm der Konferenz

FREITAG, 13. Dezember 2019

12:00 – 13:00 Uhr
Eröffnung der Ausstellung “Adorno und die Medien”
(Museumsbalkon ZKM)

14:00 – 14:30 Uhr
Begrüßung: Peter Weibel, Johan F. Hartle, Lioudmila Voropai
(Medientheater ZKM)

14:30 – 16:00 Uhr
Keynote 1: Josef Früchtl - 'Message in a Bottle': Adornos kritische Theorie und die Popkultur

16:15 – 17:45 Uhr
Panel 1: »Audio«
Moderation: Roger Behrens

Antonia Hofstätter - Utopian Grooves
Ulrike Ramming - Waren-Hören und - Sehen und unreglementierte Erfahrung

Panel 2: »Film«
Moderation: Judith-Frederike Popp

Pola Groß - ‚Die Revuefilme sind meist die, welche dem Ideal der Montage am nächsten kommen‘: Adorno und die leichten Künste
Wonho Lee - Ein Beispiel ästhetischer Formbildung im Film

18:00 – 19:30 Uhr
Panel 1: »Digitale Medien 1«
Moderation: Gerhard Schweppenhäuser

Sarah Bianchi - Adorno, Foucault und der digitale Wandel
Henrik Holm - Ästhetische Bildung in der digitalen Kultur
Michael Meyer - Adornos kritische Theorie und die digitale Kultur

Panel 2: »TV 1«
Moderation: Johan F. Hartle

Roger Behrens - Adorno bei Monty Python in der Sesamstraße
Florian Wobser - Alexander Kluges Transformieren der Medienkritik Adornos im TV
Stefan Niklas - Will the Enlightenment be broadcasted (or is it on Twitter)?

Panel 3: »Media Theory and Philosophy 1«
(in English)
Moderation: Samir Gandesha

Tyrus Miller - Adorno, Stiegler, and the Industrial Schemata of Experience
Martin Ritter - Rethinking Social Mediation

20:00 – 21:30 Uhr
Keynote 2: Christiane Voss - Medienanthropologie im Lichte von Adornos Anthropologieskepsis

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SAMSTAG, 14. Dezember 2019

9:00 – 11:00 Uhr

Panel 1: »TV 2«
(in englischer Sprache)
Moderation: Tyrus Miller

Stefano Marino - Philosophical Anthropology vs. Negative Dialectics on TV
Stuart Walton - Sehen und Fernsehen: Adorno on Television

Panel 2: »Kulturindustrie digital«
Moderation: Johan F. Hartle

Cyrill Miksch - Kittler und Adorno
Sebastian Tränkle - Adornos negativ - anthropologische Medienkritik im digitalen Zeitalter
Tobias Litterst - Fake News - Über den Zusammenhang von Nachrichten und Ideologie
Olivier Voirol - ‚Kulturindustrie‘ as Pathology of the Public Sphere

11:15 – 12:45 Uhr
Keynote 3: Samir Gandesha - Adorno and the Spectre of Fascism

13:30 – 14:00 Uhr
Führung
Ausstellung “Adorno und die Medien”
(ZKM Museumsbalkon)

14:00 – 16:00 Uhr
Panel 1: »Digitale Medien 2«
Divya Nadkarni: Poetic autonomy?
Philipp Kleinmichel: Absolute Negativity: Art and Technological Media

Panel 2: »Medientheorie und Philosophie 2«
Moderation: Lioudmila Voropai
Christine Abbt: Nichtidentität und Kritik
Sulgi Lie: Synthetische Physiognomien
Judith-Frederike Popp: Aktuelle Formen medialer Selbstgestaltung auf Adornos Prüfstand
Malte Fabian Rauch: Medien des Zerfalls: Adorno – Benjamin – Bataille

16:00 – 17:30 Uhr
Keynote 4: Christian Fuchs - Adorno and the Media in Digital Capitalism

Veranstaltet von der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe
in Kooperation mit dem ZKM | Zentrum für Kunst und Medien, der Simon Fraser University, Vancouver und Hochschule für angewandte Wissenschaften Würzburg-Schweinfurt.


Ausstellung

Die Ausstellung „Adorno und die Medien“, die im Zusammenhang mit der Konferenz veranstaltet wird, präsentiert eine Reihe künstlerischer Arbeiten, die sich mit der gleichen Problematik auseinandersetzen. Neben der Frage nach Relevanz und Auswirkungen Adornos Medienkritik und Gesellschaftsanalysen im heutigen Kontext befassen sich die teilnehmenden KünstlerInnen mit der Darstellung und Rezeption Theodor W. Adornos Theorie in der internationalen Kultur- und Medienproduktion seit den 1950ern bis zur Gegenwart.

Zu sehen ist die Ausstellung im Museumsbalkon/ ZKM | Zentrum für Kunst und Medien vom 13. bis 22. Dezember 2019.

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