Projekt der Forschungsgruppe KIM der HfG Karlsruhe erhält Förderzusage der Volkswagen Stiftung
Die Forschungsgruppe KIM der HfG Karlsruhe hat von der Volkswagen Stiftung die Zusage für die Förderinitiative “Künstliche Intelligenz – Ihre Auswirkungen auf die Gesellschaft von morgen” erhalten.
In zwölf Monaten kann die Forschungsgruppe nun mit einem Budget von 108.000 EUR ihr Projekt vorbereiten. Das geförderte Projekt mit dem Titel „How Do Intelligent Machines See the World? Breaking the Black Box and Designing Tools for a Transparent AI“ möchte das Konstrukt von KI als unverständliche und mysteriöse Blackbox aufbrechen und ihre innere Logik für die Öffentlichkeit erklärbar machen. Die HfG Karlsruhe als ein Ort der Theorie und Praxis, an dem freies Forschen gefördert und neue Denkwege gegangen werden können, kann dabei besondere Impulse geben.
„Der aktuelle Medienhype um Künstliche Intelligenz (KI) steht einem richtigen Verständnis von KI entgegen“, sagt Prof. Dr. Matteo Pasquinelli, der an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe die Formen und Folgen von KI erforscht. „Die Medienberichterstattung verstärkt das bereits bestehende gesellschaftliche Bild von KI als allmächtige oder dystopische Technologie und spricht zu oft nur oberflächlich über die Grenzen und Widersprüche von KI, angefangen damit, dass maschinelles Lernen der korrekte Begriff ist“, erzählt er.
Die deutsche Bundesregierung fördert unter den Stichwörtern „Industrie 4.0“ oder „Hightech Industrie“ die „digitale Transformation“ — Produktionsketten sollen sich möglichst selbst organisieren und Menschen, Maschinen, Anlagen, Logistik und Produkte miteinander vernetzen. Während in der Wirtschaft bereits mit KI gearbeitet wird, fehlt es den Geisteswissenschaften jedoch an einer systematischen Forschung, um die mathematische Komplexität und die logischen Begrenzungen von KI wirklich zu verstehen.
Dies war unter anderem für Prof. Dr. Pasquinelli der Anlass 2017 die Forschungsgruppe Künstliche Intelligenz und Medienphilosophie (KIM), an der HfG Karlsruhe ins Leben zu rufen, die aus philosophischer, medientheoretischer und künstlerischer Perspektive KI als komplexe Apparaturen dekonstruiert, innere Funktionsweisen erklärt und neue kritische Perspektiven ermöglicht.
KIM ist die erste Forschungsgruppe in der akademischen Landschaft von Baden-Württemberg und Deutschland, die Medientheorie, Visual Studies, und KI kombiniert. Das Forschungsnetzwerk involviert neben KIM ebenso das KIT Karlsruhe, die Universität Potsdam und die Leuphana Universität Lüneburg.
„Wir wollen ein interdisziplinäres Forschungsnetzwerk aufbauen, um die kritische KI-Forschung und Reflektion über grundlegende gesellschaftliche Transformation zu stärken, indem wir von der Erfahrung und dem Wissen aus den Geisteswissenschaften und den Naturwissenschaften profitieren“, erzählt Ariana Dongus, die bei Prof. Dr. Pasquinelli promoviert und mit ihm die Forschungsgruppe koordiniert. Sie kommt gerade aus dem Medientheorie Seminar von Prof. Dr. Pasquinelli, in dem die Studierenden über die historischen Vorläufer moderner Computer zur Zeit der industriellen Revolution im viktorianischen England diskutiert haben. Um das ambitionierte Ziel eines Forschungsnetzwerkes umzusetzen, kooperiert die Projektgruppe in neuen Konstellationen zwischen Computerwissenschaften, Mathematik und Geisteswissenschaften, um die „toten Winkel“ von KI auszuleuchten und eine fundierte kritische Theorie über KI zu entwickeln. „Wir brauchen tatsächlich vielfältiges Fachwissen, um komplexe Fragen bearbeiten zu können, beispielsweise wie KI die Arbeitsverhältnisse durch Automatisierung verändert oder welche neuen Wissensformen statistische Modelle hervorbringen“, fügt Prof. Dr. Pasquinelli hinzu.
Projektziel ist es daher auch, kulturelle Interfaces als “Kommunikationsbrücken” zu entwickeln, um einen Dialog zwischen der Gesellschaft und KI-Anwendungen herzustellen, die oftmals auf undurchsichtigen statistischen Berechnungen beruhen und nicht immun gegen Fehler und Verzerrungen sind. Die Ergebnisse der Forschungsgruppen des Projektes werden im kommenden Jahr auf der transmediale in Berlin sowie in einer Publikation präsentiert. Ziel ist es, nach der Vorbereitungsphase eine mehrjährige Förderung durch die Volkswagen Stiftung zu erhalten, um das Forschungsnetzwerk auszubauen und (inter)nationalen PostdoktorandInnen die Möglichkeit zu geben, an der HfG Karlsruhe zu forschen.