Mit ihrer Diplomarbeit “feelflight” präsentiet Natalie Peter ein Konzept, das sich dem gesteigerten Wohlbefinden von Passagieren auf Langstreckenflügen widmet. Der Anwendungskontext von Passagier-Langstreckenflügen ist in doppelter Hinsicht gestalterisch anspruchsvoll: Zum einen ist die Umgebung, in der Produkte genutzt und platziert werden können, sehr reguliert und seitens der Fluggesellschaften auf Gewichtsreduktion und Handhabbarkeit hin optimiert, zum anderen erfahren die Nutzer, die Passagieren, Langstreckenflüge in der Regel als körperlich und seelisch belastend, weswegen ein erhöhter Bedarf an Lösungen zur Steigerung des Wohlbefindens besteht. Demnach suchte Peter nach einer Lösung, die diesen Zweck erfüllt, gestalterisch wertvoll ist und sich zugleich problemlos in den engen Spielraum fügt. 

Im Rahmen einer spielerischen Annäherung formulierte sie sehr früh die Idee eines Sets von aufeinander verweisenden, digitalen aber auch physisch-existenten Komponenten, die das bestehende Service-Angebot für Passagiere auf Langzeitflügen sinnvoll erweitern. Dieses Set wurde in einem interdisziplinären Team von Informatikern und Gestaltern unter ihrer Leitung prototypisiert, vereinfacht und im Rahmen eines Langstrecken-Testfluges der Lufthansa im Passagierverkehr getestet.

Besonders positives Feedback sowohl von den Nutzern als auch der Lufthansa als möglichem Abnehmer erhielt Peter für ein Bestandteil dieses Sets, das nun weiterentwickelt werden soll: Eine sowohl formal als auch in den textilen Eigenschaften komplett überarbeitete Passagierdecke aus Algen- oder Bambuskohlefasern. Das herkömmlich rechteckige Stück Stoff ist formal zu einem Cape umgestaltet, das der Passagier „tragen“ kann. Darüber hinaus wird das leichte Gewebe mit neuen Funktionen, vor allem individuell zusätzlich temperierbaren Zonen, versehen. Diese ermöglichen es dem Passagier sie, unabhängig von dessen Sitzposition im Flugzeug, auf Langstreckenflügen individuell zu konfektionieren. Im eingebetteten Nackenkissen ist zudem eine lautlose Weckfunktion vorgesehen, die den Passagier mit sanften Impulsen aufweckt.

Die Herausforderung bestand für Natalie Peter nun darin, ohne Einschränkung der oben beschriebenen Funktionalität und Handhabbarkeit den Fertigungsaufwand einer zukünftigen Kleinserie zu minimieren. Hierfür soll die Konstruktionsweise gewählt werden, die den, bei Textilprodukten oft überaus hohen, Nachbearbeitungsaufwand bestmöglich verringert. Um dies zu erreichen, explorierte Peter die Potentiale zweier textiler Produktionstechnologien: dem Jacquardweben und dem 3D-Stricken. Das Ergebnis besteht aus zwei Prototypen, gefertigt aus den beiden genannten Techniken, die als Vergleichsmodelle präsentiert werden.

Natalie Peter wurde 1990 in Waldshut-Tiengen geboren. Im Juli 2018 schloss sie ihr Studium im Fachbereich Produktdesign an der HfG Karlsruhe ab. Darüber hinaus studierte Natalie an der ENSCI Paris und der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, wo sie Einblicke in den Bereich Textil- und Oberflächendesign bekam. Ihre Projekte sind durch ein deutliches Interesse für unterschiedliche Materialien und deren intrinsische Eigenschaften, neuartige Anwendungen oder Produktionsprozesse geprägt, die diese in einen neuen Kontext bringen. Hierbei nutzt sie insbesondere Rapid Prototyping Technologien und damit verbundene Maschinen. Neue Anwendungen entstehen oft aus vermeintlich willkürlichen Prototypen.