Der Körper des/der DarstellerIn und der/die DarstellerIn als Körper stehen im Zentrum des Diplomprojekts HARD BODIES von Yannick Nuss. Der Kommunikationsdesigner beschäftigt sich in seiner Publikation mit der Darstellung und Inszenierung von Körpern im amerikanischen Actionkino der 1980er Jahre. Der Fokus liegt hier vor allem auf der visuellen Präsentation männlicher, weiblicher und künstlicher (Cyborgs) DarstellerInnen sowie auf den Bezügen zu gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen.
Das Ende des Vietnamkriegs und die daraus resultierte moralische Krise Amerikas sowie die Watergate-Affäre und die Carter-Jahre prägten das Selbstbild des männlichen Amerikas. Mit der Wahl Ronald Reagans im Jahr 1981 begann ein Umdenken. „Reagonomics“ und Reagans Selbstdarstellung als Macho-Präsident spiegelten sich im Kino dieser Zeit wider. Gleichzeitig begann mit dem Aufkommen der zweiten und dritten Feminismus-Bewegung, der ERA und dem Women’s Rights Movement eine noch bewusstere und öffentlichere Auseinandersetzung mit der Rolle der Frau in der Gesellschaft. Beide Entwicklungen hatten Auswirkungen auf das Populärkino der 1980er Jahre und führten zu einer Dualität innerhalb des Genres.
Die Arbeit folgt der Weiterentwicklung des weißen, männlichen Helden im Actionfilm bis zu seiner Transformation in den 90er Jahren hin zu einem neuen Typus Held, der Vaterfigur. Gleichzeitig wird der Aufstieg der Actionheldin beleuchtet, kontextualisiert und filmtheoretisch hinterfragt. Zeitdokumente, Magazine, Interviewfragmente und Werbung werden mit Szenen aus Filmen, ihren Charakteren, Stereotypen und Rollenklischees collagiert.
Dieser Betrachtung werden die Drehbücher der beiden ersten Terminator-Filme (The Terminator (1984), Terminator 2: Judgement Day (1991)) gegenübergestellt. Durch die Parallelität lassen sich beide Filme nicht nur als Kommentar auf das Genre lesen, sondern dienen zudem als Start- und Endpunkt einer Ära amerikanischer Kino- bzw. Popkultur.
Das letzte Drittel der Publikation beleuchtet das Konzept des Cyborgs, im Speziellen seine durch muskulöse weibliche und männliche DarstellerInnen verkörperte Rolle, um diese im Kontext vorangegangener Untersuchungen über Geschlechterrepräsentation zu hinterfragen. Die binäre Geschlechtertrennung, die sich an festen Rollenmodellen orientiert, bildet die Grundlage filmischer Inszenierung und filmtheoretischer Analysen: Der/Die Cyborg bietet die Möglichkeit, diese gedanklich zu überwinden.
Die Präsentation der Inhalte folgt hierbei weniger einer klassischen Buchstruktur, sondern orientiert sich an den visuellen und vor allem filmischen Darstellungen der Zeit. HARD BODIES wird als filmischer Raum begriffen, in dem der Einsatz von Bewegung und Körperlichkeit spürbar gemacht wird. Im Vordergrund steht eine Gesamtnarration, die, statt einer didaktischen Inhaltsvermittlung, einem in sich geschlossenen, kinematografischen Fluss folgt, der sich sowohl um als auch mit dem Körper dreht. Fiktive Charaktere aus Actionfilmen der Zeit, reale Persönlichkeiten der amerikanischen Politik, der Filmtheorie und der Genderwissenschaften kommen zu Wort und werden zu DarstellerInnen.

Yannick Nuss, geboren 1988 in Rosenheim, lebt und arbeitet zurzeit in Karlsruhe. Bis 2018 studierte er im Studiengang Kommunikationsdesign an der Hochschule für Gestaltung Karlsruhe, den er diesen Mai mit seinem Diplomprojekt HARD BODIES abschloss. Seine Arbeiten bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Popkultur, Medientheorie & visuellem Geschichtenerzählen. Hierbei liegt der Fokus vor allem auf der Rolle des Gestalters als Autor oder gleichberechtigte Stimme im Vermittlungsprozess von Inhalten.