In Zeiten von Facebook und Google sehen wir uns mit einem Überangebot anInformationen und Informationsquellen konfrontiert. Oft sind die Quellen nicht klar oder werden nach demFlüsterpost-Prinzip verwischt. In der aktuellen Medienlandschaft sieht sich der Rezipient so mehr und mehr gezwungen, selbstständig zu selektieren und Medieninhalte zu hinterfragen. Populistische Positionen sind in den letzten Jahren in ihrer Konsequenz so weit gegangen, journalistische Inhalte vollkommen zu verneinen. Dass die Mediensprache eines kritischen Blicks bedarf, steht außer Frage. Vielleicht sollte jedoch vielmehr die Aufbereitung journalistischer Inhalte hinterfragt werden, statt deren Gehalt zu verneinen. Der mündige Rezipient ist sich der Fehlbarkeit der Medien bewusst, vor allem aber sollte er deren Mechanismen kennen. Kann eine solche Mündigkeit stattfinden und wenn ja, wie?

Dieser Umstand veranlasste Mio Kojima zu ihrer Arbeit 99> (99 or less). Werbestrategien ähnlich, spiegelt auch die Aufbereitung eines journalistischen Inhalts gesellschaftliche Tendenzen, Bedürfnisse und Ängste wieder. Die meisten Strategien der Werbung sind uns inzwischen vertraut und die dahinter liegenden impliziten Bilder und Versprechen besser lesbar. Wir sind uns der verschwimmenden Grenzen von Fiktion und Wahrheit bewusst, wenn wir beinahe täglich mit Influencern und Product Placement in Berührung kommen.

99> (99 or less) beschäftigt sich mit der Frage, ob wir lernen können, journalistische Strategien so zu deuten, wie wir Werbestrategien lesen: indem dahinterliegende implizite Aussagen undRahmenbedingungen mitgedacht werden. Dieim Rahmen der Arbeit entstandene Publikation schafft einen Irritationsmoment, indem Inhalt und Gestaltung in ihren Aussagen miteinander konkurrieren, sich ergänzen oder kommentieren. Auf diese Weise möchte Mio Kojima den Rezipienten dafür sensibilisieren, dass die Art, wie das Layout kommuniziert, nicht unbedingt auf einer Ebene mit dem Inhalt liegen muss und die visuelle Aufbereitung stets mit gedeutet werden sollte.

Betreuung:
Johnson/Kingston, Rebecca Stephany