Hermann Stimmler ist Moritz Schottmüllers Großvater. Während des Zweiten Weltkrieges, im Alter von 18 Jahren, kämpfte Stimmler freiwillig als Soldat der Deutschen Wehrmacht. Noch bevor eran Kampfhandlungen teilnehmen konnte, rettete ihm die Gefangennahme und Deportation durch französische Truppen dasLeben. Hungernd verbrachte er 14 Monate in Kriegsgefangenschaft, bevor er nach Deutschland zurückkehrte.

Heute ist Hermann Stimmler 90 Jahre alt. Die vergangenen zwei Jahre hielt erautobiographisch fest, was er während seiner Kindheit in Nazi-Deutschland erlebte. Er erinnert sich anden Aufstieg Adolf Hitlers, an die Novemberpogrome 1938 und ansein „Engagement“in der Hitler-Jugend. Verurteilend beschreibt er die Radikalisierung der deutschen Gesellschaft unter Hitler und die Verfolgung der Juden in seiner unmittelbaren Nachbarschaft.

Moritz Schottmüller veröffentlicht für sein Vordiplom die Autobiographie zusammen mit dem Kriegstagebuch seines Großvaters, das dieser heimlich während seiner Zeit als Soldat und Kriegsgefangener führte. Während Moritz Schottmüller viele Stunden transkribierte, was sein Großvater aus seinem Tagebuch vorlas, wurde nicht nur Moritz Schottmüller, sondern auch Hermann Stimmler mit der Vergangenheit konfrontiert. Alte und intime Geschichten kamen zur Sprache, an die Stimmler sich zurückerinnerte oder die er sich vor 73 Jahren nicht traute aufzuschreiben. Am Rand der Seiten sind Kommentare notiert, die seine heutige Sicht auf das Geschriebene von damals wiedergeben.
Während nationalistische Tendenzen in Europa und die Stimmen einer erinnerungspolitischen Wende in Deutschland lauter werden, war es für Moritz Schottmüller umso wichtiger, einer Person eine Stimme zu geben, die sich tatsächlich erinnert und von Erinnerung sprechen kann.
Die im Rahmen dieser Arbeit entstandene Transkription wird Teil der Autobiographie Hermann Stimmlers sein, die 2018 veröffentlichen werden wird.

Betreuung:
Sereina Rothenberger, Ivan Weiss und Michael Kryenbühl