Eine Betrachtung der kuratorischen Handlungen: Schreiben, Veranstalten, Verorten am Beispiel der documenta

Mit der expliziten Thematisierung politischer Ereignisse warf das Team der documenta 14 die Frage nach dem Verhältnis von Kunst und Politik, das seit der klassischen Moderne immer wieder zur Verhandlung stand, für die Gegenwart erneut auf. Die Inanspruchnahme der documenta dieses Verhältnis jeweils erneut zur Diskussion zu stellen, geht auf ihr Gründungsmotiv zurück: Anders als bei Biennalen oder anderen Ausstellungsreihen, deren Idee die Weiterführung der Weltausstellung als eine Form der Überblicksschau neuer, aktueller Tendenzen in der Kunst ist, gilt das für die documenta nur teilweise. Entscheidend für ihre Gründung 1955 war ein spezifischer historischer Zeitpunkt der kulturellen Versehrtheit, der bei Carolyn Christov-Bakargiev als ‚Trauma‘ umschrieben und zuletzt von Adam Szymczyk als ‚Dringlichkeit‘ formuliert wurde. Es wurde die Notwendigkeit gesehen, politisch, ökonomisch wie kulturell eine Gesellschaft, samt ihrer Werte, neu zu koordinieren. Der Anspruch, der diesem Ursprungsmoment der documenta innewohnt, erzeugte den Druck, Folge-Ausstellungen zu schaffen, die zum einen die politische und gesellschaftliche Relevanz von 1955 wiederholen und zum anderen als größte Weltkunstschau Seismograf aktueller Kunstentwicklungen sind und durch Maßstäbe setzende Ausstellungskonzepte hervorragen sollen. Welchen oder wie vielen divergierenden Ansprüchen die jeweilige documenta auch immer zu genügen versuchte oder dies gar bewerkstelligte, es ist in jedem Fall festzustellen, dass sie sich immer als engagierte, ‚interessierte‘ Ausstellung zeigt. Nach Juliane Rebentisch birgt die politische Inanspruchnahme der ‚interessierten‘ Kunst stets die Gefahr, einen Common Sense zu reproduzieren und die tatsächliche Komplexität der gegebenen gegenwärtigen Lage zu unterbieten. Solch eine politische Ausrichtung steht immer im Verdacht, ins Ideologische oder den Inhaltismus abzudriften.

Der Vorschlag der Magisterarbeit von Hanne König ist es, in diesem Sinne den Prozess der kuratorischen Konzeption aller bisherigen documenta-Ausstellungen mit dem Fokus auf die kuratorische Öffentlichkeitsarbeit in Form von Pressemitteilungen, Interviews und unterschiedlichsten Publikationen und Veranstaltungen, die im Laufe der Erarbeitung der Ausstellung in bestimmter Weise in Erscheinung traten mit- und nachzuverfolgen oder zu rekonstruieren.