Vom 27. Juli bis 7. August 2018 fand die Ausstellung „I´ve got a feeling of Democracy when it was gone“ der Postdemocratic Picture Party (PPP) in der Bundeszentrale für politische Bildung Bonn statt. Die PPP ist im Rahmen eines Seminars der HfG Karlsruhe zur Untersuchung der visuellen Identität der Postdemokratie unter der Leitung von Matthias Bruhn entstanden und hat sich zu einer autonom agierenden Gruppe innerhalb des Hochschulkontextes entwickelt, die weiterhin unterschiedlichen Facetten des Begriffs der Postdemokratie untersucht.
In wöchentlich stattfindenden Sprechstunden lud die PPP Gäste zu Diskussionen ein, darunter HfG-ProfessorInnen und MitarbeiterInnen, aber auch externe WissenschaftlerInnen aus unterschiedlichsten Bereichen.
Die Sprechstunden ermöglichten es, die ProfessorInnen und MitarbeiterInnen unter einem neuen Gesichtspunkt kennenzulernen: dem politischen. Neben der Vernetzung innerhalb der Hochschule ergab sich durch die Beteiligung von ExpertInnen wie beispielsweise Armin Grunwald vom Institut für Technikfolgenabschätzung Karlsruhe auch eine Vernetzung innerhalb der Stadt.
Ziel war die Erprobung der Thesen der PPP in einem Experimentalraum, in welchem mit Sitz-, Blick- und Sprechordnungen gespielt wurde, sowie die Förderung einer kontroversen, politisch motivierten Diskussionskultur innerhalb der Hochschule. Wichtig war der PPP dabei, einen geschützten Raum zur politischen Positionierung zu schaffen.

Die gesammelten Forschungsergebnisse und Zwischenstände wurden bei der Ausstellung in Bonn gezeigt. Dort waren Beiträge der Studierenden Barbara Acevedo, Jandra Böttger, Matthias Bruhn, Victor Fancelli, Hanna Jurisch, Janina Hilberer, Diane Hillebrand, Lydia Kähny, Mathias Lempart, Katharina Oberle und der eingeladenen Künstler Jan Erbelding und Paul Valentin zu sehen.
Neben Video-, Sound- und Installationsarbeiten fand im Rahmen der Ausstellung ein Workshop des Magazins engagée (www.engagee.org) zum Thema „Radikale Städte und Postdemokratie” statt. Im Zentrum des Ausstellungsdesigns von Diane Hillebrand stand, wie im Projekt selbst, der Dialog. Die Ideen zur Gestalt der Möbel entstanden intuitiv aus beiläufigen Gesprächen mit anderen Studierenden der HfG Karlsruhe. Formgebend für den Grundriss der einzelnen Ausstellungsmöbel waren Materialien aus anderen Projekten, zu denen gefundene oder geschenkte Materialien hinzukombiniert wurden – als Tischbein, Sitzoberfläche oder Regalbrett. Der nicht verabredete Austausch und die wiederholte Kommunikation über das Material oder spontanes Zusammenarbeiten waren grundlegende Momente im Entstehungs- und Entscheidungsprozess. Durch den partizipatorische Akt wurde die Unkenntnis der einzelnen Beteiligten über das gesamte Projekt kompensiert und die Entstehung distanzierte sich gleichzeitig von Planungsmechanismen wie Kostenkalkulation, Terminierung, Materialbestellung oder Öffnungszeiten. Das Prinzip „Form Follows Function“ wird hier radikal umgesetzt. Um den kapitalistischen Strukturen und ihren dazugehörigen Mechanismen zu entkommen, richtete Diane Hillebrand einen davon möglichst unabhängigen Arbeitsplatz für die Entstehung des Mobiliars ein. So sind Arbeitsplatz und -prozess ebenso offen wie die Formgebung der Ausstellungsmöbel selbst. Aus dem Potpourri verschiedenster Materialien – Schaumstoff, Styropor, Holz, Spanplatten, Pappe – werden fragmentarisch Stücke, die ihre ursprüngliche Funktion nie einnehmen durften oder diese wieder verlassen haben, eklektizistisch zu einer Sitzgelegenheit, einem Regal oder einem Tisch zusammengefügt. Trotz der Beteiligung Vieler behält die Designerin die Autorschaft, aus der sich die Verwandtschaft zwischen den von Grund auf verschieden Möbeln ableiten lässt.
Das neu entstandene Mobiliar zeigt sich nicht nur im Herstellungsprozess, sondern auch im Erscheinungsbild als Kontrast zu der schon bestehenden Einrichtung des Raumes. In der Bundeszentrale für politische Bildung dominieren weiße Hochglanzflächen den Raum. Die Bücherregale, der Tresen und die Sitzecke sind einheitlich in Material und Farbton. Der augenscheinliche Bruch dazu versteht sich in erster Linie als ein Vorschlag für eine Erweiterung des bereits eingerichteten Raumes. Es ist die Zusammenkunft zweier unterschiedlicher Mobiliar-Typen: Der Vorschlag von Seiten Hillebrands dient als Display und Sichtbarmachung der Ausstellung innerhalb des Verkaufsraumes der Bundeszentrale für politische Bildung.

Beteiligte Studierende:
Bárbara Acevedo Strange, Jandra Böttger, Victor Francelli, Hanna Jurisch, Janina Hilberer, Diane Hillebrand, Lydia Kähny, Mathias Lempart, Katharina Oberle

Postdemokratie AG – WS 17/18
Sprechstunden der Postdemokratic Picture Party – SS 18
Ausstellung 'I got a Feeling of Democracy when it was gone' @ Bundeszentrale für politische Bildung – 27.07. bis 07.08.2018

Zum Podcast der postdemokratischen Sprechstunden:
soundcloud.com

Betreuung: Prof. Matthias Bruhn