Der/Die BesucherIn tritt in einen dunklen Raum. Eine leuchtende Projektionsfläche, die in der Mitte des Raumes frei schwebt, hindert die Augen daran, sich an die Dunkelheit zu gewöhnen. Unterhalb der leuchtenden Fläche liegen zwei transparente Luftmatratzen, die das Licht der Projektion widerspiegeln. Der/Die BesucherIn legt sich auf die aufgeblasenen Plastikmatratzen, die sich dem Körper direkt anpassen. Ventilatoren rauschen in jeder Ecke des Raumes und erzeugen einen leichten Windzug über den Matratzen. Auf der Projektionsfläche ziehen stark vergrößerte Scans von Serverteilen vorüber, überlagern sich und fließen bruchstückhaft ineinander. Der/Die BesucherIn hört zwei Tonspuren aus unterschiedlichen Richtungen – Begriffe vermischen sich, er versucht zu identifizieren, was dort beschrieben wird:

Die Grundform ist schon wie ein Kreis, der mit weiteren runden Ausuferungen bestückt ist am Kreis entlang, verschieden groß und nicht gleichmäßig, sie ist definitiv eckig, schwarz, nicht weiß, unscharfe Ränder, sie sind in ihrem Volumen schwer zu erfassen, weil wir immer den Blick von unten haben, sie führt uns ins immaterielle Denken, Atmosphären werden zu etwas Fassbarem, mannigfaltige Formen, organisch im Grunde, eher amorph, ich habe noch nie eine Eckige gesehen, sie kann ganz lang und dünn sein, sie hat keine wirkliche materielle Form, das ist vor allem Licht in Verbindung mit Strom, oder eher komprimiert und rundlich, sie kann vertikal und horizontal orientiert sein, dreidimensional in alle Richtungen ausgedehnt, an sich hat sie ja eigentlich keine Farbe, sie erscheint meistens zwischen weiß und schwarz, dieses System ist überall, ich sehe sie nicht, ein alles speichernder Massenschatz, etwas Ephemeres, irgendwie da, aber niemals fest und fix, sondern sich ständig verändernd, ein temporäres Gebilde, ein schwebender Marshmallow, ein Bett für Wünsche und Ängste, ich weiß eigentlich nicht, was sie wirklich ist, unwahrnehmbar.

Irgendwann löst sich der/die BesucherIn aus der aufgeblasenen Plastikfolie und tritt wieder aus dem Raum heraus.

Die Doppeldeutigkeit des Begriffs „Cloud/Wolke“ stand am Anfang des audiovisuellen Stücks Cloud of Unknowing. „What does a Cloud look like?“ oder „Wie sieht eine Wolke aus?“ – diese Frage wurde circa 20 Personen zweimal gestellt. Ihre Antworten bezogen sich jeweils auf das meteorologische Phänomen der Wolke sowie auf das Daten-Cloud-Phänomen. Die daraus entstandenen zwei Texte wurden auf zwei Tonspuren aufgenommen. Die Installation ist als Loop aufgebaut, sodass sich die unterschiedlich langen Tonspuren immer wieder neu überlagern und andere Satzkombinationen entstehen. Der zweideutigen Frage werden die jeweiligen Antworten ohne Wertung gegenübergestellt. Die Begriffe „Cloud“ und „Wolke“ werden im Hörstück nicht erwähnt, der Zuhörende wird im Ungewissen belassen.

Videoinstallation, 2-Kanal-Hörstück in Endlosschleife, gesprochen von Alexander Tschernek, 2018

Seminararbeit im Seminar "Cloud24.de"

Betreuung: Prof. Sereina Rothenberger und Urs Hofer