„Ein weiteres entscheidendes Merkmal des Computercodes ist seine trügerische Unsichtbarkeit. Code bleibt für gewöhnlich im Verborgenen; er selbst ist immateriell und normalerweise unsichtbarer Bestandteil einer Maschine, hat aber sichtbare, konkrete und greifbare Auswirkungen auf die Welt.“ (Peter Weibel)

„Ein weiteres entscheidendes Merkmal des Marketings ist seine trügerische Unsichtbarkeit. Marketing bleibt für gewöhnlich im Verborgenen; es selbst ist immateriell und normalerweise unsichtbarer Bestandteil einer Maschinerie, hat aber sichtbare, konkrete und greifbare Auswirkungen auf die Welt.“ (Norina Quinte)

In ihrer (institutionskritischen) Arbeit befasst sich Norina Quinte mit der stetig wachsenden Macht der Massenmedien und des Marketings im sogenannten digitalen Zeitalter und deren Einfluss auf die Öffentlichkeit. Zwei Phänomene des „medialen Wandels“ stellt Quinte in den Vordergrund:
1. Die Verschmelzung von Politik und Wirtschaft und die sich daraus ergebende Omnipräsenz des Marketings.
2. Die Veränderung des Publikums und die zunehmende (institutionelle) Orientierung am Verbraucher.

Ausgehend von einem kunstwissenschaftlichen Interesse stellen sich – aus den beschriebenen Phänomenen hervorgehend – folgende Fragen: Erlebt auch das Feld der Kunst durch die zunehmende Interaktion der Nutzer eine Umstrukturierung? Richten sich künstlerische Produktion und die jeweilige Institution ebenfalls vermehrt nach ihren „Verbrauchern“? Werden Kunstwerke den „digitalen Erwartungen“ entsprechend hergestellt? Und weiter: Welche Botschaften sendet das „Museum 2.0“?

Als Fallbeispiel wird die Ausstellung Open Codes – Leben in digitalen Welten untersucht. Die 2017 im ZKM (Zentrum für Kunst und Medien) Karlsruhe eröffnete Ausstellung widmete sich nicht nur inhaltlich dem Thema der Digitalisierung und der Welt der Codes, auch ihre Struktur und ihr Aufbau waren von digitaler Ästhetik und Vermittlungsstrategien geprägt. Was kommunizierte die Ausstellung? Oder genauer: Handelt es sich vordergründig um Kommunikationsstrategien im Sinne einer kritischen Heranführung und Sensibilisierung für zeitgenössische Themen oder letzten Endes – selbst im vermeintlich freien Feld der Kunst – um marktorientierte Botschaften, die sich langsam im Museumsraum ausbreiten?

Der Untertitel der Arbeit Museale Marketing- und Kommunikationsstrategien im digitalen Zeitalter gibt einen Hinweis auf die Hauptfrage der Untersuchung: Erhält Marketing und Werbung durch den digitalen Wandel Einzug in den Museumsraum und wird somit selbst museal?

Betreuung: Prof. Dr. Siegfried Zielinski, Dr. Lioudmila Voropai