Seit zwei Jahren beobachten wir in Deutschland, wie Verschwörungserzählungen und das Leugnen der Corona-Pandemie einen Zuspruch erhalten, der das Ausmaß des zu Erwartenden bei Weitem übertroffen hat. „QAnon“ in den USA sowie „Querdenken“ in Deutschland haben nicht nur offengelegt, dass Verschwörungsideologien in gut vernetzten Strukturen verbreitet werden, sie haben uns auch einen Einblick gegeben in die Erzählmuster und die Strategien, mit denen Verschwörungsideolog:innen ihren Anspruch auf „Wahrheit“ verteidigen.
Im Rahmen des Seminars „Documenting the Documents of Documentation“, dass sich mit Formen der Dokumentation rund um den Sturm auf das Kapitol in Washington D.C. am 6. Januar 2021 beschäftigte, entstand unter dem Namen „Fahr Right Tales“ ein Projekt, dass sich seinen Schwerpunkt in der verschwörungs-ideologischen Szene in Deutschland suchte und bei Corona-Leugner:innen gängige Erzählungen genauer betrachtete. In einem Gespräch mit Erzählforscherin Prof. Dr. Sabine Wienker-Piepho von der Universität Jena wurde erörtert, warum man bei modernen Verschwörungs-Erzählungen von Sagen sprechen muss.
Das gesamte Interview kann hier nachgelesen werden
Die das Interview begleitenden Bilder sowie die abgedruckte Rede des rechtsextremen „Volkslehrers“ Nikolai Nerling stammen aus dem Kontext mehrerer Kundgebungen gegen die Corona-Maßnahmen der Bundesregierung in Berlin am 29. August 2020. Später am selben Tag stürmten Reichsbürger:innen und Corona-Leugner:innen die Treppe des Reichstagsgebäudes und sorgten mit ihrer Machtdemonstration für Fassungslosigkeit in Gesellschaft und (inter-)nationalen Medien. Die Bilder, die wir gesehen haben, sind neu, die Geschichten, die darin erzählt werden, sind es nicht.
Entstanden im Seminar „Documenting Documents of Documentation“ im Sommersemester 2021
Betreuung: Ivan Weiss, Michael Kryenbühl