

Photo of the Moroso flagship store booth displaying the works of HfG product design students at the Moroso Showroom, Foto: Lorenzo Bacci
Im Jahr 2024 haben Studierenden der Staatlichen Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (HfG) unter der Leitung der renommierten Designerin Wieki Somers eine transformative Zusammenarbeit mit dem italienischen High-End-Möbelhersteller Moroso im Rahmen des Seminars „Unwind, Unplug, Disassemble“ begonnen.
Das Projekt stellt nachhaltiges Möbeldesign neu vor und hinterfragt schädliche Materialien und veraltete Produktionstechniken. Die Studierenden entwickelten neue Konzepte, führten umfangreiche Materialrecherchen durch und entwarfen Prototypen, die die Grenzen des recycelbaren, "zerlegbaren" Designs ausreizen.
Ihre Arbeit setzt sich kritisch mit bestehenden Herstellungsverfahren auseinander und sucht nach Möglichkeiten, die Nachhaltigkeit in jeder Phase einzubinden. Über die technische Innovation hinaus erforscht das Projekt das Thema Entspannung, indem es sich vom häuslichen Leben inspirieren lässt und die Frage stellt: Wie können wir die Entspannung sowohl im privaten als auch im öffentlichen Raum fördern? Was bedeutet sie in unserer heutigen Welt?
Im Rahmen der Zusammenarbeit mit Moroso wurden ausgewählte Entwürfe in vollem Umfang umgesetzt, vom Konzept bis hin zu funktionalen Prototypen, die für die Erprobung in der Praxis bereit sind. Der Schwerpunkt lag dabei auf Materialisierung, Details, Proportionen, Kontext und Machbarkeit. Drei dieser Projekte wurden nun während des Salone del Mobile 2025 (Mailänder Möbelmesse) im Moroso-Flagshipstore in der Via Pontaccio ausgestellt.
Über die ausgewählten Projekte:
RE:JOIN von Tim Miler Das Projekt re:join untersucht die formalen und ästhetischen Möglichkeiten von konstruktiven Verbindungen aus Massivholz und Holzwerkstoffen durch Reibschweißen, die ohne zusätzliche Klebstoffe hergestellt werden können. Der Kunststoff kann je nach Verarbeitungsmethode aus bis zu 100% regenerativen Ressourcen gewonnen werden und ist biologisch abbaubar. Möglichst einfach gehaltene Massivholzteile und kompliziertere Kunststoffelemente werden so kombiniert, dass formale Merkmale entstehen, die Rückschlüsse auf die Herkunft der Materialien zulassen und individuelle Gestaltungsansätze für Holzkonstruktionen formulieren. Eine experimentelle Anwendung im Rahmen der Zusammenarbeit mit Moroso findet sich in Form von zwei Displays für Kissen und Überwürfe (speziell für den Moroso-Raum entworfen) und einem verwandten, aber eigenständigen Regalentwurf.
GENERATIVE JOY von Emanuel Spiecker Generative Joy ist ein Konzept, das die Verwendung von Lederabfällen durch digitale Algorithmen erforscht. Während bei traditionellen Polstermöbeln nur ausgewählte Teile einer neuen Lederhaut verwendet werden, verwandelt dieser Ansatz übrig gebliebene Stücke in ein neues funktionales 3D-Objekt. Der Algorithmus schneidet, sortiert und arrangiert diese unregelmäßigen Lederteile digital auf eine definierte Form, um ein endgültiges Design mit effizienter Materialnutzung zu erreichen. Indem der Algorithmus einer vordefinierten Designrichtlinie folgt, sorgt er für eine optimierte und bewusste Verteilung. Er ermöglicht auch die Eingabe spezifischer Formen, so dass der Benutzer die Kontrolle über die Priorisierung und Variation der einzelnen Teile im Endergebnis hat. Moroso hat diese Technologie genutzt, um einen kugelförmigen Hocker mit einer Abdeckung zu versehen, die aus 20 unregelmäßigen Formen besteht, die die Oberfläche der Kugel bedecken und sich auf sehr komplexe und nicht triviale Weise kombinieren.
ARRAY von Benjamin Kaltenbach und Erik Grunder Array ist ein innovatives modulares System, das den Schaumstoff in Polstermöbeln ersetzt und dabei die gleiche Polsterwirkung hat. Es besteht aus gebogenem und lackiertem mehrschichtigem Buchenholz, eine Wahl, die von dem Bedürfnis nach Flexibilität und dem Wunsch diktiert wurde, bestehende Produktionstechniken zu nutzen, anstatt sich auf experimentelle Materialien zu verlegen. Durch die Vermeidung von Materialkombinationen reduziert Array die Transportemissionen und ist leicht zu recyceln. Sein Design schafft Volumen durch die Form und nicht durch den Einsatz großer Mengen von Material, was zu einer leichten, offenen und transparenten Struktur führt. Was Array besonders faszinierend macht, ist sein dynamisches Verhalten, das sich dem Körper anpasst und eine einzigartige ergonomische Erfahrung bietet.
Über die HfG Karlsruhe Die Hochschule für Gestaltung Karlsruhe (HfG) ist eine Hochschule, die für ihren interdisziplinären und projektbezogenen Ansatz in der Design- und Kunstausbildung bekannt ist. Mit den Studiengängen Kommunikationsdesign, Produktdesign, Medienkunst, Ausstellungsdesign, Szenografie, Kunstwissenschaft, Medientheorie und Medienphilosophie werden die Studierenden von Anfang an dazu angehalten, die Theorie mit der Praxis zu verbinden.
Produktdesign an der HfG Karlsruhe Produktdesign bietet Möglichkeiten, unsere Art zu leben und zu arbeiten in Frage zu stellen, und kann neue Perspektiven für eine Welt aufzeigen, in der unsere Vorstellungen von Umwelt, Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ständigem Wandel unterliegen. Im Studiengang Produktdesign an der HfG Karlsruhe konzentrieren wir uns darauf, innovative Wege zu einem Design mit Sinn und Verantwortung zu finden. Wir erforschen die Grenzen zwischen häuslicher Umgebung und dem öffentlichen Raum. Mit Sensibilität für Form und Gestalt untersuchen wir, welche Rolle Materialität und Herstellung in einer zunehmend digitalen Welt spielen können. Wir betrachten den Designberuf als eine Interaktion zwischen Machen und Denken und suchen nach Antworten auf die soziale Relevanz der Designpraxis und darauf, wie Technologie zur Verbesserung der Menschheit eingesetzt werden kann. Die Arbeit ist interdisziplinär und erfolgt in enger Zusammenarbeit mit der lokalen Industrie und internationalen Herstellern nach einer theoretischen Methodik, die die Übersetzung von Ideen in die am besten geeigneten Formen und Materialien unterstützt. Ziel der HfG ist es, Persönlichkeiten auszubilden, die eine starke Position bei der Suche nach Antworten auf die Herausforderungen einnehmen, die diese unglaublich komplexe, aber faszinierende Welt an uns stellt.
Kontakt:
Wieki Somers
Telefon +49 (0)721 8203 2239
Fax +49 (0)721 8203 2352 E-Mail
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www.hfg-karlsruhe.de