Die 28-minütige Videoarbeit „The love movement“ kann als eine persönliche Hommage an die „Fragments d'un discours amoureux“ von Roland Barthes (1915–1980) gelesen werden. Dieser Bestseller des großen französischen Intellektuellen erschien zum ersten Mal vor genau vierzig Jahren. Barthes enzyklopädische, alphabetische Ordnung der Kapitel bzw. Figuren (von A wie Abhängigkeit bis Z wie Zugrundegehen) wird ebenso übernommen wie die lautlose Infrastruktur der „Fragments“. Analog zu Barthes diskursiver, weitestgehend zufälliger und „absolut bedeutungsloser“ Gliederung finden im Video ausschließlich Szenen des europäischen Filmkanons Verwendung. Im Brennpunkt der Aufmerksamkeit liegt nicht das geschriebene oder gesprochene Wort, sondern die Sprache des Films, die sichtbare Leiblichkeit der Regungen und Stimmungen in Raum und Zeit.
Barthes schrieb: „Der Liebende spricht in Satzbündeln, fasst diese Sätze aber nicht auf einer höheren Ebene zusammen, zu einem Werk; es ist ein horizontaler Diskurs: keine Transzendenz, kein Heil, kein Roman (aber viel Romanhaftes).“ Die Videoarbeit versucht, dem Geheimnis der musikalischen Komposition eben dieses Romanhaften auf den Grund zu gehen. Die Sprache der Liebe, jener ungleichartigste aller Diskurse, entwickelt sich bekanntlich in der mehr oder weniger verrückten Einsamkeit des nicht - oder noch nicht - artikulierten Schweigens der Liebenden. Um diese Intimität der Liebeskrankheit herzustellen sowie die Schaulust zu vergrößern, wurden den Szenen alle gesprochenen Worte und Dialoge entnommen. Der Zuschauer oder besser der beschnittene Leser wird eingeladen, die endogenen Bilder seiner eigenen Lebenserfahrung anhand der Betrachtung der Videoarbeit zu erinnern und zu dekonstruieren.
„The love movement“ vollzieht also einerseits ein Zurückführen und andererseits ein Weiterschreiben von Roland Barthes Text mit anderen Mitteln in durchaus welttherapeutischer Absicht.
Hasan Halilovic wurde 1985 in Laupheim geboren und hat im Mai 2017 mit der Dipomarbeit „The love movement“ sein Kommunikationsdesign-Studium abgeschlossen. Sein Fokus liegt bei der (Pop-)Kultur an sich mit ihren Ausprägungen in Bild und Ton, Geschichte und Sprache.
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