Donnerstag, 14. November // 19 Uhr // HfG-Medialounge
Enheduana, eine Hohepriesterin aus dem Jahr 23 v. Chr. im heutigen Irak, gilt als die erste aufgezeichnete Autorin der Welt. Ihre Autorschaft spiegelt jedoch antike Vorstellungen von kollektiver Schöpfung wider, an der der Schreiber, die im Text angesprochene Gottheit, die Ausführenden und die Zuhörer beteiligt waren, und nicht der einsame Akt des Genies, den wir heute oft mit Autorschaft verbinden. Als Inspirationsfigur für CUTT PRESS, das Verlagsprojekt von Erin Honeycutt, lädt dieser Workshop die Teilnehmer ein, über die sich wandelnden Bedeutungen von „Autorschaft“ nachzudenken - von antiken Texten bis zu Barthes' berühmter Erklärung vom „Tod des Autors“ und darüber hinaus.
Was wäre, wenn die Rolle von Enheduana eher die eines modernen „Verlegers“ wäre, der eine Gemeinschaft rund um die Geburt eines Textes schafft und dessen Nachleben gestaltet? Dieser Ansatz ist besonders relevant für die Bootlegging-Praktiken von CUTT PRESS, die die kollektive Autorenschaft und das soziale Leben des Buches betonen und die Rolle des Verlegers als Community Builder und Hüter von Texten neu überdenken.
Erin Honeycutt ist Autorin, Verlegerin und Buchhändlerin und lebt in Berlin. Sie studierte Kunstgeschichte an der Universität von Island, wo sie über Medienarchäologie forschte, und Religion an der Universität von Amsterdam, wo sie über ekphrastisches Schreiben schrieb. Im Jahr 2020 gründete Erin CUTT PRESS, ein Verlagsprojekt für Künstlerbücher, Zines und Nachdrucke, das seine Wurzeln in Bootlegging-Praktiken mit den Archiven des Hopscotch Reading Room hat, einer Buchhandlung in Berlin mit Schwerpunkt auf queerer und antikolonialer Literatur. Erin ist außerdem Herausgeberin von WOMANWOOD, einer "smut gazette" für experimentelles Publizieren.
Ein Workshop für Studierende findet am Freitag, den 15. November um 10 Uhr statt.