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Thomas Heise, Foto: Inge Zimmermann (© Akademie der Künste)


Stau - Jetzt geht's los - Ein Dokumentarfilm von Thomas Heise

Ende Mai verstarb der Filmemacher, Regisseur und Autor Thomas Heise in Berlin. In seiner Regie entstanden mehr als 20 Dokumentarfilme, die sowohl international erfolgreich als auch prämiert wurden. Als Professor für Film hat er den Studiengang Medienkunst der HfG Karlsruhe und die Menschen in seinem Umfeld geprägt.

Die HfG veranstaltet aus diesem Anlass am 9. Juli ab 19.00 Uhr einen Abend mit Filmvorführung im Blauen Salon. Hochschulangehörige, Alumni und Interessierte sind herzlich dazu eingeladen.

Einlass ab 19:00 Uhr, Film um 20:00 Uhr

Gezeigt wird der Film Stau - Jetzt geht's los, Spielzeit 85 Minuten, Halle-Neustadt, 1992.

Regisseur Thomas Heise begleitet fünf rechtsextreme Jugendliche aus der einstigen sozialistischen Mustersiedlung mit der Kamera in einer Zeit, die für viele Menschen von großer Verunsicherung geprägt war. Er führt lange Interviews mit ihnen und forscht nach den Ursachen ihrer politischen Orientierung und verzichtet dabei auf einen einordnenden Kommentar oder wertende Aussagen.

Heises Film stellt die Jugendlichen in ihren familiären Bindungen, bei der Arbeit und in der Freizeit vor Kurz nach dem Ende der DDR und lange vor der Mordserie des NSU wird Heise damit zu einem wichtigen Chronisten unserer Zeit. (tba)

Im Anschluss: Moderiertes Filmgespräch und Austausch über Thomas Heises Werk insgesamt und im Rahmen der HfG. Impulse von Constanze Fischbek, Ludger Pfanz und Laura Morcillo in Zusammenarbeit mit dem Team des Blauen Salon.

Thomas Heise war von 2007 bis 2013 Professor für Film im Studiengang Medienkunst an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe. In dieser Zeit kuratierte er unter anderem die CD/DVD-Edition „Maßnahme“ mit ausgewählten Hörspielen, Dokumentar- und Spielfilmen des Fachbereichs Medienkunst / Film. 2009 initiierte er das Kino im Blauen Salon, das bis heute als hochschuleigenes Kino mit einem ebenso vielfältigen wie regelmäßigen Programm lebendig ist.

In besonderer Erinnerung ist seinen ehemaligen Studierenden z.B. das Seminarprojekt „Menschen auf der Suche“ und „Menschen auf der Arbeit“ – eine Kurzfilmreihe mit Filmminiaturen, die in Karlsruhe gedreht wurden. Ein anderes bezeichnendes Beispiel für seine Arbeit stammt aus dem Jahr 2011: Auf den Karlsruher Stummfilmtagen liefen Schwarz-Weiß-Beobachtungen von HfG - Studierenden in Zusammenarbeit mit Kompositionsstudierenden der Hochschule für Musik Karlsruhe, welche die Filmmusiken komponierten und die öffentlichen Filmvorführungen live begleiteten.

Die persönliche und künstlerische Entwicklung seiner Studierenden war Thomas Heises besonderes Anliegen. Der Erfolg seiner Arbeit mit ihnen zeigte sich immer wieder, wenn Arbeitsergebnisse auch überregionale und internationale Aufmerksamkeit erhielten. So gab es Dank seiner Initiative Vorführungen studentischer Filme auf dem DOKfest in München wie z.B. den Film „Der Tag, an dem die Dummen verschwinden“ 2013. Auch fuhr Heise jedes Jahr mit Studierenden seines Fachbereichs nach Linz zum Film-Festival Crossing Europe, das 2012 dann einen eigenen und viel beachteten Block mit fünf studentischen Filmen und einem Hörbild aus Karlsruhe gezeigt hat. Im gleichen Jahr wurden Filme von HfG-Studierenden im neu errichteten Goethe-Institut in Mexiko City präsentiert.

Als Professor legte Heise großen Wert darauf, dass seine Studierenden geduldig und aufmerksam beobachten, Notizen anfertigen und mit großer Genauigkeit planen, ehe sie mit filmischen Aufnahmen beginnen. Dabei war ihm wichtig, Menschen mit einer Haltung des Respekts zu dokumentieren, ohne zu werten. Dieser Ansatz und sein prägnanter Stil auch in Texten haben viele seiner Studierenden nachhaltig geprägt.

Heise zählt zu den wichtigsten deutschen Dokumentarfilmern. Seine Filme erhielten zahlreiche Preise. Er arbeitete als freischaffender Autor und Regisseur und war von 1987 bis 1990 Meisterschüler der Berliner Akademie der Künste. Von 1990 bis 1997 arbeitete Heise mit Regisseur Fritz Marquardt am Berliner Ensemble. Während der Intendanz von Autor Heiner Müller führte Heise auch selbst Regie dort. In die Berliner Akademie der Künste wurde Heise 2001 aufgenommen. Seit 2018 war er dort Direktor der Sektion Film- und Medienkunst. Nach seiner Professur an der HfG Karlsruhe lehrte er an der Akademie der Bildenden Künste Wien im Fach Film.

Die HfG bewahrt Thomas Heise ein ehrendes Andenken als ein prägender Professor und herausragende Persönlichkeit. Wir sind dankbar für seinen besonderen Einfluss und seine nachhaltigen Verdienste um den filmischen Nachwuchs an der HfG.

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