aspect-ratio 10x9 „Rest & Peace“, Diplom von Adam Gawel

„Rest & Peace“, Diplom von Adam Gawel (© Adam Gawel, HfG Karlsruhe)

Zunächst wird man ruhig und aufmerksam. Man merkt sofort, dass hier etwas Filigranes geschieht. Man bleibt ein paar Schritte vor der Plattform stehen und betrachtet das Szenario in seiner Gänze: Stahl- und Plastikkonstruktionen stehen auf einem niedrigen, raumgreifenden Sockel.

Die einzelnen Konstruktionselemente scheinen miteinander verbunden zu sein. Bewegungsprozesse laufen ab, mehr oder weniger sichtbar. Ein Klirren und Rattern schwirrt umher, das von den Bewegungen auszugehen scheint, mehr oder weniger hörbar. Ein kontinuierliches rhythmisches Muster in Bewegung und Geräusch ist zu erkennen. Das Szenario vermittelt den Eindruck einer Bühnenaufführung, die angefangen hat, bevor man eingetreten ist und die weiterlaufen wird, nachdem man gegangen ist. Aber es ist keine Darstellung dramatischer Virtuosität, eher eine Performance von Instandhaltung, Wartung, alltäglichen Gesten.

Stahl formt eine Struktur, die selbst in Bewegung gerät oder konstant arbeitenden Maschinenelementen das Gerüst bietet: Vier Stäbe zittern in der Luft, vertikal in der Halterung verankert; eine Säule schiebt sich langsam in diagonaler Richtung hinaus und hinunter; ein hängendes Kabel balanciert einen Dreifuß; eine Stange gleitet über eine horizontal ausgerichtete Plastikfolie; ein einzelner dickerer Stab dreht sich gemächlich und bewegt sich dabei über den Sockel; kleine, undefinierbare Teile wackeln an Motoren; ein winziger weißer Hebel stemmt eine winzige blaue Box, auf einer schwarzen Platte liegend.

Gebaute Maschinen und deren motorisierte Bewegung sind im Feld der Kunst vor allem durch Jean Tinguely bekannt geworden. Seine Skulpturen und Brunnen rufen, genau wie Adam Gawels Maschinen, anthropomorphe Assoziationen hervor, und sie sind genauso weit von der Aufmachung glatter Hightech-Robotik entfernt. Adam Gawels Apparate wirken ebenfalls wie handelnde Figuren, auch wenn sie offensichtlich keine Lebewesen sind. Gerade die Ungeschicklichkeit und Unvollkommenheit verleihen ihren Handlungen intentionalen und dialogischen Charakter. In ihrem Wesen sind sie aber um Einiges zarter als Jean Tinguelys Konstruktionen und im mikrotechnologischen Kontext zu verordnen – und so lassen sie einen näher herantreten, um genauer hinzuschauen.

Beobachtung von Mira Hirtz
Betreut von: Prof. Michael Bielicky, Prof. Vadim Fishkin

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